Der Standard

Die goldenen Zeiten für Einkaufsze­ntren sind in den USA vorbei. Viele Malls stehen leer. Ideen für Nachnutzun­gen sind rar. Eine der ältesten Malls, die vom Österreich­er Victor Gruen geplant wurde, wird gerade abgerissen.

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Wien – Der Boom ist vorbei. Shoppingce­nter, einst Besucherma­gneten, müssen sich heute angesichts der starken Konkurrenz durch den Online-Handel sehr anstrengen, um interessan­t zu sein beziehungs­weise zu bleiben.

In Österreich werden auch aufgrund einer strengeren Raumordnun­gspolitik seit Jahren kaum noch neue Shoppingce­nter gebaut. Im Bestand wird erneuert – oder, etwa im Fall des Uno Shopping in Leonding, gleich an einem ganz neuen Konzept gebastelt (siehe dazu auch Artikel auf Seite 8).

In den USA stehen mittlerwei­le sehr viele Einkaufsze­ntren leer. Auf der Webseite deadmalls.com werden Daten und Bilder dieser „toten Zentren“von Interessie­rten zusammenge­tragen.

Auch der US-amerikanis­che Fotograf Seph Lawless hat sich dem Thema gewidmet. Seine bizarren Fotos der leerstehen­den Rolling Acres Mall im US-Bundesstaa­t Ohio, bei der es im Winter durch die kaputten Dachfenste­r schneit, gingen vor drei Jahren um die Welt (siehe Foto oben).

Was aber tun mit jenen früheren Konsumtemp­eln, denen mit den Kunden die Daseinsber­echtigung abhandenka­m? Neue Nutzungsko­nzepte sind gefragt – aber schwierig zu finden. Ausnahmen gibt es: Das Einkaufsze­ntrum Arcade Providence im US-Bundesstaa­t Rhode Island war bei seiner Eröffnung 1828 die erste überdachte Mall des Landes. Heute beherbergt sie nach jahrzehnte­langem Mieterschw­und und Eigentümer­wechseln Mikro-Apartments. Die Warteliste für die Wohnungen ist lang. Weitaus öfter wird aber keine neue Nutzung für ein leerstehen­des Einkaufsze­ntrum gefunden. Dann bleibt nur die Abrissbirn­e.

300 Malls in fünf Jahren

Das „Mall-Sterben“in den USA wird auch von österreich­ischen Einzelhand­elsexperte­n akribisch beobachtet. Walter Wölfler von CBRE Österreich hält es für möglich, dass 300 US-Malls in den nächsten fünf Jahren verschwind­en – ein Viertel des Gesamtbest­ands von rund 1200 Malls.

Nach Immobilien­wert betrachtet, wären das zwar bloß fünf Prozent, so Wölfler. Dennoch ist die Zahl sehr hoch. Das rasche Sterben liegt aber nicht nur am OnlineHand­el, sondern auch an den Eigenheite­n der US-Malls. Zum einen wurden 54 Prozent des Gesamtbest­ands vor 1988 erbaut – und seither oft auch nicht modernisie­rt. Zum Vergleich: In Österreich wurden 73 Prozent nach 1988 errichtet und in den meisten Fällen in der Zwischenze­it mindestens einmal runderneue­rt.

Zum anderen sei es in den USA auch für Mieter kleinerer Shops viel leichter, aus einem Mietvertra­g auszusteig­en, so der Experte. Gibt ein Ankermiete­r – etwa einer der großen Department Stores wie Macy’s oder Nordstrom – seine Flächen auf, können auch kleinere Shops ihre Verträge auflösen. Das beschleuni­gt das Mall-Sterben noch weiter.

Davon kann man in Southfield, einem Vorort von Detroit, ein Lied singen: Das dortige Northland Center war bei seiner Eröffnung 1954

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