Pforten für Praktikanten öffnen
Für einige Maturanten ist die Praxiszeit ab 2019 Pflicht
Wien – Schüler und Schülerinnen, die 2019 an einer Handelsakademie (HAK) oder Handelsschule (HAS) maturieren, müssen davor erstmals ein Pflichtpraktikum nachweisen können. Für die HAK sind 300 Stunden vorgesehen, für die HAS 150. Neun von zehn Schülern der sechs Schulstandorte der Vienna Business School (VBS) in Wien und Niederösterreich würden sich den Platz selbst suchen, hieß es am Mittwoch bei einem Pressegespräch in Wien. Häufig vermittelten Eltern Kontakte zu befreundeten Unternehmern. Nur in wenigen Fällen habe die VBS die Vermittlerin zu spielen.
„Unser Problem ist aber: Wir müssen die Wirtschaft noch stärker miteinbeziehen“, sagte Helmut Schramm, Präsident des Fonds der Wiener Kaufmannschaft. Vielen Unternehmern sei nicht bekannt, dass es diese Praktika gibt. Die meisten Schüler absolvierten die Zeit aktuell in einem Großbetrieb. Man wolle sich daher vor allem an Klein- und Mittelunternehmen, an lokale Betriebe wenden, sagte Schramm: „den Installateur, den Bäcker ums Eck.“Helfen könnten etwa mehr klare kollektivvertragliche Regelungen für solche Dienstverhältnisse. Im Handelskollektivvertrag sei das nun seit Anfang des Jahres neu enthalten.
Für die Umsetzung der neuen verpflichtenden Praktika habe man trotzdem „jetzt schon einiges an Erfahrung“, da etwa HAKSchüler, die 2019 maturieren, bereits in den vergangenen Jahren in Unternehmen engagiert waren, betonte Schramm. Ihre 300 Stunden absolvierten sie meistens auf zwei Etappen zwischen der zweiten und der vierten Klasse, so das Ergebnis einer Erhebung. Trotz zunehmender Zahl an Praktikanten, die parallel zur Schule in Unternehmen tätig sind, bleibe der Sommer die Hauptpraktikumszeit.
Schramm sieht einige Vorteile für Schüler, die Praktika absolvieren. Zunächst sei das Organisieren eines Praktikumsplatzes ein „Teil der Ausbildung und der Persönlichkeitsbildung“. Einige würden auch ihre verpflichtende vorwissenschaftliche Arbeit in Kooperation mit jenem Betrieb schreiben, in dem sie ihr Praktikum absolviert haben. „Für uns ist das die ideale Konstellation“, sagte Schramm.
Auch die Unternehmer könnten profitieren – durch die Motivation und die junge Perspektive der Schüler. (lib)