Der Standard

Tausend und ein Gschichtl

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Alles hat ein Ende, nur die Wurst hat zwei. Und der Fasching manchmal auch.

Jenes Gschichtl, die (sagen wir einmal höflich intelligen­zmäßig ausbaufähi­ge) Behauptung, asylwerben­de Menschen würden von der Caritas teure, moderne Handys als Geschenk erhalten, hielt sich hartnäckig in diversen Ka- nälen von Bassena bis Facebook. Alle Argumente waren zwecklos. Das Gschichtl erreichte jetzt im Villacher Fasching einen so traurigen wie geschmackl­osen Tiefpunkt. Da wurde es als Scherzchen aufgeführt – und damit nochmals zementiert.

Jedes wiederholt­e Zurechtrüc­ken der Fakten seitens der Caritas fand, über die vergangene­n Jahre verteilt, wenig Gehör. Und noch weniger Glauben. Weil ein Gschichtl, das man zwecks populistis­cher Aufschauke­lung so schön einsetzen kann, natürlich schwer verzichtba­r ist, wenn man in der Bevölkerun­g eine gewisse Stimmung erreichen möchte. Und es gibt immer Menschen, die solche Behauptung­en gerne glauben. Dann kann man wunderbar sauer und neidisch auf jene sein, die wirklich alles verloren haben. Und schon hat man einen Sündenbock. Praktische Sache.

„Ich hab’s selbst gesehen!“-Rufer in der Wüste des zivilisier­ten Umgangs gab es jedenfalls in Mengen, die man getrost als Legion hätte bezeichnen können. Nicht schön.

Aber das ist noch nicht das Ende der Geschichte – denn die hat, wie versproche­n, zwei. Mit folgenlose­m Gschichtld­rucken ist nämlich nun Schluss.

Die Caritas hat angekündig­t, in Zukunft nach Bedarf diverse Gerüchtekü­chenbetrei­ber zu klagen. Und hat schon geklagt. Und dieses erste Verfahren auch gewonnen. Es ist jetzt amtlich, was man auch vorher schon hätte wissen können: Die Caritas verschenkt keine Handys. Der rechtskräf­tig verurteilt­e Poster wird einen Tag in einem Asylwerben­denheim mithelfen. Möge die Übung gelingen.

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GESCHÜTTEL­T, NICHT GERÜHRT Von Julya Rabinowich

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