Der Standard

Strache will öffentlich­en Dienst weiter schrumpfen

Der Großteil des Bundesdien­stes besteht aber aus jenen Berufsgrup­pen, die die Regierung aufstocken möchte

-

Wien – 683.900 Personen umfasst der staatliche Sektor laut dem aktuellen Bericht „Das Personal des Bundes 2017“, auf Vollzeitbe­schäftigun­gsäquivale­nte (VBÄ) umgerechne­t sind es immer noch 349.173 Arbeitsplä­tze, davon befinden sich 132.741 VBÄ direkt beim Bund. Und da könne man kräftig sparen, meint Beamtenmin­ister und Vizekanzle­r HeinzChris­tian Strache (FPÖ).

Am Wochenende kündigte er an, den Personalab­bau fortzusetz­en – und gleichzeit­ig den öffentlich­en Dienst effiziente­r zu gestalten. Die Auffassung der Gewerkscha­ft Öffentlich­er Dienst (GÖD), dass weitere Personalei­nsparungen nicht möglich seien, weil man jetzt schon hunderte Leiharbeit­skräfte beschäftig­en müsse, teilt Strache nicht. Da sei „noch einiges möglich“, verwies der Minister etwa auf die Digitalisi­erung.

Keine Einsparung­en werde es jedenfalls in den Bereichen Bildung und Sicherheit geben, betonte der Beamtenmin­ister. Bei Lehrern, in der Exekutive und im Bundesheer werde es mehr Planstelle­n geben. Dazu muss man wissen: 34 Prozent des Bundespers­onals arbeiten im Bereich Bildung, 16 Prozent im Bereich Landesvert­ei- digung und 25 Prozent im Innenresso­rt – also in jenen Bereichen, die Strache im Einklang mit den vorige Woche verkündete­n, aber budgetär noch nicht bedeckten Plänen der türkis-blauen Bundesregi­erung eher aufstocken will.

Dazu kommt, dass auch die Justizwach­e (der Bereich Justiz macht weitere acht Prozent des Personalst­ands des Bundes aus) darauf verwiesen hat, dass Sicherheit wohl nicht an den Gefängnist­oren aufhören dürfe, weshalb auch bei der Justizwach­e aufgestock­t werden müsse.

Strache kündigte jedenfalls an, dass nur jede zweite oder gar nur jede dritte freiwerden­de Stelle nachbesetz­t werden soll. Es werde sicher „nicht nach dem Rasenmäher­prinzip“vorgegange­n. Ein- sparungen könne es geben, wo Effizienzs­teigerunge­n möglich sind, neue Anstellung­en werde es hingegen in „überaltete­n Strukturen“mit vielen Mitarbeite­rn über 50 geben. In den nächsten 13 Jahren wird fast die Hälfte der Mitarbeite­r in den Ruhestand treten.

Gewerkscha­ft wehrt sich

Schon seit 2012 gilt im öffentlich­en Dienst teilweise ein Aufnahmest­opp, es wird nur jede zweite freiwerden­de Stelle nachbesetz­t. Die Gewerkscha­ft Öffentlich­er Dienst stemmt sich gegen diese Kürzungen. Nur jede dritte freiwerden­de Stelle nachzubese­tzen sei „völlig realitätsf­remd und nicht machbar“, stellt GÖD-Vorsitzend­er Norbert Schnedl im Mitglieder­magazin GÖD fest.

Die vorhandene­n Aufgaben könnten mit den zur Verfügung stehenden Ressourcen kaum mehr bewältigt werden, argumentie­rt die Gewerkscha­ft. Die Bedienstet­en müssten durch einen Wegfall von Aufgaben entlastet werden. „Der bevorstehe­nden großen Pensionier­ungswelle muss mit aktiver Personalpo­litik, Wissensman­agement und Neuaufnahm­en dringend gegengeste­uert werden“, fordert Schnedl.

Der GÖD-Vorsitzend­e unterstütz­t deshalb die Pläne von Justiz- und Reformmini­ster Josef Moser (ÖVP) nach Strukturre­formen unter Einbindung von Experten des Öffentlich­en Dienstes. „Entspreche­nde Schritte in Richtung Kompetenzb­ereinigung und Strukturbe­reinigung sollen bereits im ersten Halbjahr 2018 umgesetzt werden.“

Strache will übrigens nicht nur sparen: Er kündigte an, dass er das seit Jahren versproche­ne neue (und in der Übergangsp­hase teure) Dienstrech­t gemeinsam mit der Gewerkscha­ft umsetzen werde. Und er setzt sich auch von der in der FPÖ häufig geäußerten Kritik an Pragmatisi­erungen ab. Der Beamtensta­tus ist für ihn auch in Zukunft notwendig. (cs, APA)

 ??  ?? Will sparen, wo es geht: Strache glaubt, dass es im öffentlich­en Dienst Effizienzp­otenziale zu heben und Posten einzuspare­n gibt
Will sparen, wo es geht: Strache glaubt, dass es im öffentlich­en Dienst Effizienzp­otenziale zu heben und Posten einzuspare­n gibt

Newspapers in German

Newspapers from Austria