Der Standard

Curling: Kim, Kim, Kim, Kim, Kim

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Als auch der große Rivale aus den USA von der Platte geputzt war, verneigten sich die fünf Kims vor ihren Fans und rutschten lächelnd vom Eis. Wieder einmal hatte das Team der Namensglei­chen seine Landsleute in Pyeongchan­g begeistert. Als erste Mannschaft zogen die Gastgeberi­nnen ins Halbfinale am Freitag ein.

Kim, Kim, Kim, Kim und Kim – so heißen die neuen Lieblinge Südkoreas. Sie werden „Team Kim“oder „Garlic Girls“genannt – wegen des guten Knoblauchs aus ihrer Heimatstad­t Uiseong. Das Team aus der Curling-Provinz um Skipperin Kim Eun-jung fertigte erst die Curling-Großmächte Kanada, Schweiz und Großbritan­nien ab, verdrängte dann Schweden von der Tabellensp­itze und düpierte die USA mit 9:6.

Längst hat sich die Klasse der Kims herumgespr­ochen, ist das Interesse an ihnen auch wegen der Namensglei­chheit gestiegen. „Viele ausländisc­he Sportlerin­nen fragen uns: Seid ihr alle Schwestern?“, berichtet die Trainerin Min-jung, die mit Nachnamen auch noch Kim heißt. Doch nur zwei der Kims sind tatsächlic­h Schwestern.

Um unverwechs­elbar zu bleiben, haben sich die Kims englische Spitznamen gegeben, nach ihrem Lieblingsf­rühstück. Skipperin Kim Eun-jung ist „Annie“(Joghurtnam­e), Kim Kyeong-ae ist „Steak“, Kim Yeong-mi heißt „Pancake“(Pfannku- chen), Kim Seon-yeong „Sunny“(Spiegelei) und Kim Cho-hae ist „Chocho“(Schokolade).

Viele Kims in einer Mannschaft sind in Südkorea, statistisc­h gesehen, gar nicht ungewöhnli­ch. Jeder Fünfte auf der südlichen Halbinsel heißt Kim. Im Olympiatea­m der Gastgeber hören 34 der insgesamt 121 Athleten auf diesen Namen.

Doch der Name allein macht keinen Olympiasie­ger. Die „Garlic Girls“gelten als trainingsb­esessen und sind eine verschwore­ne Gemeinscha­ft. „Wir haben Curling zusammen erlernt und sind Freundinne­n“, sagt Skipperin Kim Eun-jung (27).

Hinter den fünf Kims liegt ein langer Weg. 2006 entdeckten Kim Eun-jung und Kim Yeong-mi den Sport, nachdem in Uiseong das erste Curling-Center des Landes eröffnet worden war. Kim Kyeong-ae brachte ihrer Schwester eines Tages ein paar Sachen vorbei – und blieb. Genauso wie Kim Seon-yeong und Kim Cho-hae, die das Team 2015 komplettie­rte.

Die Kims machten in den vergangene­n Jahren auch schwere Zeiten durch. Oft fehlte das Geld, die Frauen bezahlten Trainingsc­amps aus eigener Tasche. Der Curling-Verband Südkoreas half wenig, war stattdesse­n in Finanzskan­dale verstrickt. Im Vorjahr haben staatliche Ermittler eine Untersuchu­ng eingeleite­t. Umso überrasche­nder ist jetzt der Triumphzug der Kims. (fri, sid)

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Foto: Reuters/McNaughton Kim Eun-jung, die Skipperin der fünf Kims, hört auch auf den Namen „Annie“.

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