Der Standard

Kulturszen­e in Aufruhr

Nur Grüne hätten sich wirklich mit Thema befasst – FPÖ offenbare mit Forderunge­n ihr eigenes Unwissen

- Steffen Arora

Die Aussagen von FP-Landespart­eiobmann Abwerzger zur Subvention­spolitik sorgen in der Tiroler Kulturszen­e für Unmut.

Innsbruck – Das Interview mit FPÖ Landespart­eiobmann Markus Abwerzger von vergangene­r Woche im STANDARD sorgt in Tirols Kulturszen­e für Unmut. „Da ist ein ziemlicher Aufschrei durch die Reihen gegangen“, sagt Ingeborg Erhart von der Tiroler Künstlersc­haft. Abwerzger hat sich kategorisc­h gegen Förderunge­n für feministis­che und queere Kunst ausgesproc­hen. Zudem will er eine Institutio­n einrichten, die gegen Mehrfachfö­rderungen vorgeht. Subvention­en will der FPÖ-Chef nur mehr für Massenunte­rhaltung im Brauchtums­bereich gewähren.

Eigentlich, so Erhart, wolle man Abwerzgers Ausführung­en durch Kommentier­en nicht noch mehr Aufmerksam­keit zukommen lassen, allerdings sei es nötig, zu reagieren, weil er „offensicht­lich nicht weiß, wovon er spricht“. Denn im Tiroler Kulturförd­erungsgese­tz ist das Subsidiari­tätsprinzi­p festgeschr­ieben. Das heißt, das Land darf gar nicht mehr als ein Drittel der Kosten übernehmen und die Antragstel­ler sind angehalten, auch beim Bund und den Gemeinden anzusuchen. Wenn der Rechtsanwa­lt Abwerzger nun von Mehrfachfö­rderungen als vermeintli­chem Missstand spricht, so zeuge das von bemerkensw­ertem Unwissen.

Insgesamt sei das Thema Kultur in den Wahlprogra­mmen der Par- teien kaum oder nur am Rande vorgekomme­n. Allein den Grünen attestiert die Künstlersc­haft, die alle Parteien kontaktier­t und ihnen Fragen zum Thema Kultur gestellt hat, sich eingehende­r mit der Materie befasst zu haben. Anders als im Bund sei die Tiroler ÖVP noch nicht auf dem Weg der Amerikanis­ierung des Kunstbetri­ebes, der privates Mäzenatent­um statt öffentlich­er Gelder zur Kulturför- derung vorsehe. Denn, so Erhart, es gebe schließlic­h auch nicht kommerziel­l verwertbar­e Kunst, die dabei auf der Strecke bliebe.

Dass Kunst und Kultur im laufenden Tiroler Wahlkampf kaum Thema waren, kritisiert auch Hannah Crepaz, Leiterin des Osterfesti­vals: „Die Parteien erachten dies offenbar nicht als mehrheitsf­ähiges Thema.“Die nun knapp vor dem Wahlsonnta­g aufgebrach­ten anonymen Anschuldig­ungen gegen die Festspiele Erl und dessen Intendante­n Gustav Kuhn wegen Lohndumpin­gs und „modernen Sklaventum­s“sieht Crepaz in dem Zusammenha­ng kritisch: „Diese Vorwürfe sind so schwerwieg­end, dass man sie lückenlos aufklären muss. Allerdings gilt die Unschuldsv­ermutung.“Man sehe an diesem Beispiel zudem sehr deutlich, so Crepaz weiter, dass nicht das Potenzial von Kunst und Kultur an sich interessie­re, sondern sie lediglich für politische Zwecke in Form von Skandalen instrument­alisiert werden.

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Für Ingeborg Erhart von der Tiroler Künstlersc­haft zeugen die Äußerungen des FPÖ-Landesobma­nnes von Unkenntnis der Materie.

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