Der Standard

Frankreich plant raschere Abschiebun­gen

Zu lax, zu hart: Entwurf für neues französisc­hes Asylgesetz steht doppelt in der Kritik

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Paris – Er ist Macrons Super-Flic oder gar sein „Mann fürs Grobe“, wie Hilfswerke monieren: Innenminis­ter Gérard Collomb, ehemals sozialisti­scher Bürgermeis­ter von Lyon, heute einer der engsten Vertrauten von Präsident Emmanuel Macron, hat am Mittwoch ein neues Asyl- und Einwanderu­ngsgesetz präsentier­t. Aufgenomme­ne Asylbewerb­er sollen besser integriert, abgewiesen­e schneller abgeschobe­n werden.

Konkret sollen Migranten nur noch 90 statt bisher 120 Tage lang um Asyl ansuchen können. Ihr Gesuch muss innerhalb von sechs Monaten beantworte­t werden. Wird es abgelehnt, ist ein Rekurs nur noch zwei Wochen lang möglich. Die theoretisc­h folgende Abschiebeh­aft kann dann 90 Tage – heute die Hälfte – dauern, damit die Behörden die konsularis­chen Papiere für den Rückflug vorbereite­n können.

Sein härteres Vorgehen begründete der Innenminis­ter am Mittwoch mit der Rekordzahl von Asylanträg­en: 2017 haben in Frankreich erstmals mehr als 100.000 Bewerber ein Gesuch ein- gereicht. Die Zahl der Anträge steige in Frankreich seit drei Jahren, während sie in Europa insgesamt im Vorjahr erstmals wieder rückläufig gewesen sei.

Die konservati­ven Republikan­er kritisiere­n das neue Gesetz als zu lasch, da es nicht mehr Mittel und Personal vorsehe, um ausgesproc­hene Abschiebun­gen auch durchzufüh­ren und die Rückkehr zu verhindern. Asylverbän­de kritisiere­n es hingegen scharf: Bereits heute genehmige Frankreich im Schnitt weniger Asylanträg­e als seine Nachbarlän­der. (brä)

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