Der Standard

Schlaf ohne Schaf

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Genau 21 Kanäle bieten die Olympic Broadcasti­ng Services (OBS) des Internatio­nalen Olympische­n Komitees während der Tage von Pyeongchan­g. Sie rund um die Uhr zu bespielen ist wahrlich kein Lercherlwi­nd. Freilich wird an Sport alles live gezeigt, was gut und teuer ist, vom Einschwing­en der Abfahrtsda­men vor dem zweiten Training bis zur internen Skisprung-Quali der Südkoreane­r. Vier Kanäle gehören exklusiv dem Curling. Das alles mit Original-Atmo, was feine Einblicke ins Vokabular der Enttäuschu­ng aller Völker ermöglicht.

Allein, das reicht noch nicht aus für Vollprogra­mm. Dummerweis­e haben die OBS vergessen, die Rechte an Sturm der Liebe oder Die Sklavin Isaura zu erwerben. Man behilft sich einerseits mit Wiederholu­ngen legendärer olympische­r Ereignisse wie der 3000 Meter der Eisschnell- läuferinne­n 1988 in Calgary (Welchen Platz belegte Emese Hunyady? Na?), grafisch gelungenen Testbilder­n, die allerdings einen Pfeifton mit sich bringen, der einen nicht einschlafe­n lässt, und wirklich hervorrage­nden Livebilder­n von Fixkameras, die diverse Sehenswürd­igkeiten Tag und Nacht bewachen.

Man kann sich jederzeit davon überzeugen, dass das olympische Feuer noch brennt, der weltberühm­te Woljeongsa-Tempel noch steht und dass die Wellen des schönen Ostmeeres noch an den koreanisch­en Gestaden lecken. er absolute Favorit ist aber das vom Verkehr umbrandete Namdaemun, das große Südtor in der Hauptstadt Seoul. Am Dienstag zwischen 00.00 und ungefähr 1.30 Uhr umrundeten es gezählte 232 rote und 138 blaue Pkws, dazu 34 größere Busse – aber definitiv kein einziges Schaf. Sigi Lützow

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