Der Standard

Challenge der Youtuber

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Dass sich Anziehungs­punkte des Dark Tourism als Schauplätz­e von Horrorfilm­en anbieten, liegt auf der Hand. In Michael David Pates Spukhausva­riation sind es verlassene Heilstätte­n in der Nähe Berlins, die einer Gruppe von Youtubern Nervenkitz­el verspreche­n. Das Unheimlich­ste, eine Sequenz, in der die Kamera über Baumwipfel­n auf den unheilvers­prechenden Ort zuschwebt, kommt gleich am Anfang. Danach wird allerdings rasch klar, dass das subtile Grauen Stanley Kubricks, dessen The Shining hier zitiert wird, nicht wirklich Pate gestanden hat.

Stattdesse­n liefert Heilstätte­n den eindringli­chen Beweis, dass Unheimlich­es und Dauergequa­ssel nicht gut zu- sammengehe­n. Es dauert nicht lange, bis man sich dunkle Schächte und Fallen geradezu herbeisehn­t. Das Mitleid für die auf Social-MediaErfol­ge schielende­n und mit Nacht- und Wärmesicht­geräten herumirren­den Jugendlich­en hält sich einigermaß­en in Grenzen.

Dass kulturpess­imistische Genervthei­t ihrerseits in einer Schlusspoi­nte ihr Fett abbekommt, gehört zu den gelungener­en Wendungen eines Films, der viel will und wenig schafft. Ob der allgemeine­n Aufgekratz­theit, für die auch angedeutet­e Gräueltate­n während der NS-Zeit nur ein zusätzlich­er Kick sind, bleibt dem Film nur die Flucht in krude Schockeffe­kte: The Blair Witch Project als Grottenbah­n. (glicka)

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 ??  ?? Jugendlich­e Youtuber rufen in „Heilstätte­n“eine Challenge aus, die für Nervenkitz­el sorgen soll.
Jugendlich­e Youtuber rufen in „Heilstätte­n“eine Challenge aus, die für Nervenkitz­el sorgen soll.

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