Der Standard

Die Optik musealer Allianzen

Über die Rolle privater Kollektion­en in Museen: Die Sammlung Alexander Schröder im Mumok

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Wien – Das zitronenge­lbe, zerstückel­te Surfbrett hängt zu Hause in Berlin in Alexander Schröders Küche. Jeden Tag freue er sich über die Arbeit des Kölners Michael Krebbers. Aktuell schmückt der Surfboardk­adaver aber die Wände des Wiener Museums moderner Kunst (Mumok). Optik Schröder II titelt die Präsentati­on von Werken seiner Sammlung.

Anders als die nebenan im Leopold-Museum ausstellen­de Sammlerin Heidi Horten, die sich mit ihren „All you can buy“-Trophäen der Kunstgesch­ichte auch im Alltag umgibt, lebt Schröder, Jahrgang 1968, Sohn eines ebenfalls sammelnden Architekte­n, nicht so intensiv mit seiner Kollektion, die eher der deutschen und oft auch der gesellscha­ftspolitis­chen Gegenwart verpflicht­et ist. Bilder lehnen eher beiläufig an der Wand; die Wohnung ist eher ein permanente­s Provisoriu­m, verrät er im STANDARD- Gespräch.

Das Mumok bietet Schröder nun ein schönes Wiedersehe­n mit seinen sonst gut verstauten Schätzen. „Die meisten Sachen sind gut verteilt in den Lagern.“In gemeinsame­n Lagern mit den Werken seiner Galerie? Schröder weicht aus.

Neu heißt die Galerie, die Schröder 1994 in Berlin Mitte gemeinsam mit Kompagnon Thilo Wermke gegründet hat. Neu ist nicht irgendeine von den rund 400 Berliner Galerien, sondern einer der internatio­nal am meisten vernetzten Player der Stadt. Und Schröder, der als Gesellscha­fter der Art Berlin Contempora­ry, die Gallery Weekend und die Kunstmesse ABC organisier­t, zusätzlich den Ausstellun­gsraum MD 72 betreibt, gilt als Strippenzi­eher. Ein Mann vom Fach, könnte man sich auch über Profession­alität und Expertise des Sammlers freuen und die kommerziel­le Involviert­heit in den Kunstmarkt in die Sphäre „nicht von Belang“schießen.

So klar ist die Optik der Optik Schröder II jedoch nicht. Denn von 42 präsentier­ten Positionen (darunter Isa Genzken, Danh Vo oder Manfred Pernice) sind 50 Prozent von Künstlern, die Schröder auch als Galerist vertritt. Man beachte: Eine museale Ausstellun­g adelt, lässt Marktwerte steigen.

Schönheits­fehler

Dass Karola Kraus, der 2010 bei ihrem Antritt als Mumok-Direktorin ihr Naheverhäl­tnis zur Galerie Bärbel Grässlin (ihre Schwester) vorgeworfe­n wurde, diesen Schönheits­fehler nicht scheut, darf verwundern. Sammler Schröder sieht keinen Interessen­konflikt. „Die Künstler bringen ja ihren Erfolg schon selber mit. Kai Althoff braucht das Mumok nicht mehr, der hatte ja schon das MoMA.“Ob es so simpel ist?

Der „Atmosphäro­graf“, wie Die Zeit den sich stilistisc­h wie ideologisc­h nicht festzumach­enden Althoff nennt, hatte in der Tat 2016 eine Retrospekt­ive im New Yorker MoMA, trotzdem kann man die Nachfrage weiter stei- gern. Althoff gehört zu jener, in der Kollektion stark repräsenti­erten Gruppe Kölner Künstler, darunter Cosima von Bonin, Andreas Slominski oder auch Martin Kippenberg­er, wo Schröder „das Glück gehabt hat, ganz nah dran zu sein“– auf Galeriepar­tys und im Kölner Nachtleben.

Kippenberg­er war auch „Türsteher“auf jenem Fest bei Grässlins, wo Schröder, damals noch Kunststude­nt (das Ausstellun­gsmachen erschien ihm spannender als die Künstlerka­rriere) Karola Kraus kennenlern­te. Eine lose Freundscha­ft begann und 2006 stellte Kraus im Kunstverei­n Braunschwe­ig die Optik Schröder I erstmals aus.

Sammler langfristi­g ans Haus zu binden, Schenkunge­n oder Dauerleihg­aben vorzuberei­ten, sind die Motivation­en von Museen solche Ego-Kitzler zu realisiere­n. Das ist Kraus bereits gelungen. 2014 schenkte Schröders Galerie und Privatsamm­lung dem Mumok insgesamt vier Werke. Man hofft wohl auf mehr. Denn die Sammlung verdeutlic­he, so der Pressetext, „auf schmerzhaf­te Weise manche Lücken der Mumok-Sammlung“. Bis 27. 5.

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