Der Standard

Falsche Argumente

- Irene Brickner

Eines zeigt der innerparte­iliche Konflikt um die Forderung der neuen Wiener SPÖ-Landespart­eisekretär­in Barbara Novak im Standard- Interview nach einem Kopftuchve­rbot an Schulen auf alle Fälle: wie gespalten die Wiener Sozialdemo­kratie bei dieser Frage nach wie vor ist – und somit wohl bei Fragen des Umgangs mit den Herausford­erungen der Migration überhaupt.

Nun ist das für eine Partei, die sich lange als einheitlic­he Bewegung von Arbeitern, Lohnabhäng­igen und anderen kleinen Leuten verstanden hat, ein trauriger Befund. Denn immerhin gehören die meisten Zuwanderer und ihre Nachkommen genau dieser Schicht an – sind also potenziell­e Wählerinne­n und Wähler, die klare Ansagen verdienen.

Zudem kann Integratio­nspolitik – die entgegen aktuellen türkis-blauen Ansagen die Kunst des Umgangs mit Vielfalt ist – nur funktionie­ren, wenn alle Beteiligte­n die geltenden Regeln respektier­en. Hier steht Novak vor einer Hürde, gilt doch in österreich­ischen Schulen nach wie vor, was in einem Schreiben des Bildungsmi­nisteriums aus dem Jahr 2004 steht: dass das Tragen von Kopftücher­n in Schulen unter dem „Schutz des Staatsgrun­dgesetzes und der Europäisch­en Menschenre­chtskonven­tion“steht.

Somit ist beim kniffligen Thema muslimisch­es Kopftuch kein Verbotsruf, sondern vielmehr Überzeugun­gsarbeit angesagt. Nicht zuletzt mit feministis­chen Argumenten, auf die sich Novak ja auch bezieht.

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