Der Standard

Ansichtssa­che

- Claudia Ruff

Dass Niki Lauda wie schon seinerzeit bei Flyniki mit einer Personalle­asingkonst­ruktion agiert, ist nicht weiter verwunderl­ich: Kollektivv­ertrag (KV) hat Laudamotio­n (noch) keinen. Der an sich für Unternehme­r günstige KV von Niki ist durch die Pleite außer Kraft. Die Mitarbeite­r können nun wählen, ob sie direkt bei Laudamotio­n angestellt werden oder bei der Leasingfir­ma. Ähnliche Konstrukte gibt es bei etlichen Billigairl­ines, die Gewerkscha­fter sprechen von Sozialdump­ing. Stimmt.

Faktum ist: Es gibt aktuell eine enorme Nachfrage nach Piloten und Flugbeglei­tern. Was für junge Piloten mitunter wichtiger ist als der KV, ist der Umstand, wie rasch sie vom Copiloten zum Kapitän aufsteigen können. Das geht bei schnell wachsenden Airlines wie Laudamotio­n oder Eurowings besser als bei arrivierte­n Airlines und erhöht gleichzeit­ig den Marktwert der Betroffene­n. Bei alteingese­ssenen Airlines wie AUA und Co behindern Pensionszu­sagen, das Seniorität­sprinzip und vieles mehr die Mobilität der Crews. Sie sitzen im goldenen Käfig – oder anders formuliert: Im Cockpit sitzen häufig 20 Jahre Frustratio­n.

Wirklich bizarr aber ist der Umstand, dass die EU der Lufthansa die Niki-Übernahme verwehrt hat und Laudamotio­n jetzt die Niki-Flieger samt Crew an die Lufthansa-Gruppe vermieten will. Man könnte fast meinen, die Lufthansa habe den spanischen Konkurrent­en Vueling verhindert, weil sie mit Lauda, den sie kennt, einfacher kooperiere­n kann.

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