Eiszeit im Fußball
Im deutschen Fußball rumort es. Die Fans protestieren gegen die Montagsspiele und gegen Übernahmen durch Investoren. Die Polizeigewerkschaft fordert nach einem Gerichtsurteil 50 Millionen Euro Kostenbeitrag für die Einsätze bei Hochrisikospielen.
Frankfurt – Es herrscht Frost in Frankfurt. Seit Anfang der Woche schaffen es die Temperaturen um die Zentralen der Deutschen Fußball Liga (DFL) und des Deutschen Fußballbundes (DFB) nicht so recht über den Gefrierpunkt. Das passt zum eisigen Wind, der den Verbandsspitzen seit Montag ins Gesicht weht. Das Klima wird rauer für die Bosse Christian Seifert und Reinhard Grindel. Erst die Proteste gegen die Montagsspiele, dann das Polizeikosten-Urteil und nun ein angekündigter Fan-Aufstand gegen mögliche Änderungen bei der 50+1-Regel. Seifert und Grindel bekommen vor Augen geführt, dass beim Spiel um Macht und Marie andere mitmachen wollen.
Konkret wurde die Deutsche Polizeigewerkschaft (DPolG). Sie fordert als Konsequenz aus dem Urteil des Oberverwaltungsge- richts Bremen zu Kosten für Polizeieinsätze bei Hochrisikospielen Millionen vom Profifußball. „Die Länder und der Bund müssten sich zusammensetzen und mit der DFL über eine pauschale Gebühr für die Polizeieinsätze verhandeln“, sagte der DPolG-Bundesvorsitzende Rainer Wendt der Rhein-Neckar-Zeitung: „50 Millionen Euro pro Saison wären angemessen.“Wendt begrüßte den Richterspruch vom Mittwoch, wonach sich die DFL an den Kosten beteiligen muss. „Dort, wo Milliarden Euro umgesetzt und verdient werden, muss auch ein Beitrag für die Kosten der Polizeieinsätze geleistet werden.“
Der Bund der Steuerzahler (BdS) vertritt eine moderate Position. „Der Verband erneuert seinen Appell an Politik, Polizei, DFL und DFB, sich an einen Tisch zu setzen und Vorschläge zu disku- tieren“, erklärte der BdS. „Vereine, Fans und Steuerzahler wollen bei diesem dauerhaft schwelenden Konflikt Klarheit.“Da die DFL vor dem Bundesverwaltungsgericht in Leipzig in Revision gehen wird, ist das Urteil nicht endgültig. Ihr Urteil über die DFL und den DFB haben die organisierten Anhänger von „ProFans“bereits gefällt – nicht nur wegen der fünf Montagsspiele pro Saison, die sie im Gegensatz zur Liga als Kommerz-Produkt sehen.
„ProFans“kündigte nun auch im Fall einer Reform der 50+1-Regel massive Proteste an. „Bundesweit wird ein Sturm heraufziehen, sollten die Verantwortlichen bei DFB und DFL nicht schleunigst ein Machtwort für den Erhalt von 50+1 in seiner jetzigen Form sprechen“, hieß es in einer Erklärung der Fan-Vereinigung. „Eine Aufweichung beziehungsweise de facto Abschaffung der 50+1Regel unter dem Deckmantel einer Modifizierung ist eine klare Kriegserklärung an alle Fans bundesweit.“Die 50+-Regel soll verhindern, dass einzelne Personen (Investoren) einen Verein zur Gänze übernehmen. (red, sid)