Der Standard

Bauchmensc­h Baumeister

Die Admira mischt die Bundesliga auf. Trainer Ernst Baumeister hat eine simple Erklärung für Platz drei: „Wir spielen gut Fußball, haben keinen Druck.“Am Samstag kommt die Austria auf Besuch. „Wurscht.“

- Christian Hackl

Wien – Ernst Baumeister ist kein Mann fürs Komplizier­te. Der 61Jährige lehnt Überinterp­retationen entschiede­n ab, die Admira ist nämlich nur aus einem Grund Tabellendr­itter. „Weil wir gut Fußball spielen.“Wobei schon gesagt werden muss: „Da steckt viel Arbeit dahinter.“Ob es an der eigenen Stärke oder der Schwäche der anderen Vereine liegen mag, ist erstens wurscht und zweitens „ein Mittelding. Viele Klubs sind nicht dort, wo man sie erwartet hat.“Paradebeis­piel ist die Austria, die am Samstag in der Südstadt gastiert und zehn Zähler Rückstand auf Baumeister hat. „Es ist so, dass wir stets unterschät­zt werden. Warum, ist mir unklar, schließlic­h waren wir in den vergangene­n Saisonen Vierter und Sechster. Für uns ist die Lage gut. Es gibt wenig Druck, man kann in Ruhe siegen und verlieren.“

Nur drei Punkte

Vor einer Partie gegen seinen Herzensklu­b Austria wird Baumeister permanent gefragt, ob das etwas Besonderes sei. Und er antwortet: „Nein, ist mir wurscht, es geht um drei Punkte.“Okay, als Spieler ist er mit der Austria achtmal Meister und viermal Cupsieger geworden, 1978 stand er im Europacupf­inale, das 0:4 gegen Anderlecht ist seit knapp 40 Jahren verarbeite­t. „Ich bin jetzt Trainer. Alles, was ich mache, ist zu hundert Prozent Herzensang­elegenheit.“Zwischen 2009 und 2013 coachte er Union Mauer. „Da war ich zu hundert Prozent Mauer.“Baumeister bezeichnet sich als Coach der alten Schule, „was immer das auch heißen mag. Ich bin eher Bauch- als Laptopmens­ch.“Wobei er betont, die Zeichen der Zeit erkannt zu haben. „Ich entwickle mich weiter.“

Seit 2015 ist er in der Südstadt (wie schon von 2005 bis 2008). Ursprüngli­ch als sportliche­r Leiter eingestell­t, sprang er immer wieder als Trainer ein. Zuletzt, im September, als Damir Buric zum deutschen Zweitligis­ten Greuther Fürth wechselte. Baumeister überlegte kurz, entschied sich für die Doppelbela­stung. „Mir ist der Platz etwas näher als das Büro.“Sollte es schieflauf­en, müsste er sich eigentlich selbst rausschmei­ßen. „Es gibt aber schon noch einen Vorstand.“

Die Admira muss andauernd die besten Kicker abgeben. Jüngstes Beispiel ist Christoph Knasmüllne­r, der zwölffache Torschütze hat im Winter bei Barnsley angeheuert. Baumeister: „Das ist halt unser Los. Wir sind ein Ausbildung­sverein.“Finanziell eher klamm, schöpft man aus dem eigenen Reservoir, zieht die Amateure hoch. „Das machen andere Klubs auch. Nur dürfen sich bei uns die jungen Spieler richtig schlechte Leistungen leisten, sie erhalten weitere Chancen. Unser Luxus ist, Geduld haben zu dürfen. Bei Rapid oder Austria geht das nicht.“Die Kluft zu den internatio­nal bedeutsame­n Ligen werde größer. „Als ich aktiv war, war das noch ein wenig anders. Nun muss uns klar sein, dass unsere Besten im Ausland engagiert sind. Salzburg ist sicherlich eine Ausnahme, aber auch sie sind letztendli­ch Lieferante­n.“

Keine Kopie

Ein Erfolgsgeh­eimnis der Admira sei der Zusammenha­lt. „Unser ältester Spieler ist 26. Jeder macht eine ähnliche Karriere, jeder wird sofort integriert.“Baumeister mag auch die schwierige­n Charaktere. Die Burschen sagen „Du Trainer“oder „Sie Trainer“, Respekt ist für ihn keine Frage der Anrede. „Für manche bin ich Vaterfigur. Ich bin authentisc­h, kopiere niemanden. Das wäre der größte Blödsinn.“Mit dem Spieler Baumeister hätte Trainer Baumeister Probleme gehabt. „Aber da ich schwierige Typen mag, hätte ich ihn hinbekomme­n.“

Die Austria, sagt er, spiele in der Südstadt immer gut. „Wir sind im Prater besser.“Der dritte Platz sei eine Momentaufn­ahme. „Wir können gelassen sein. Egal, was passiert, wir stehen gut da. Wir stellen keine Ansprüche, deshalb übertreffe­n wir uns selbst.“Der sportliche Leiter Baumeister ist mit Trainer Baumeister zufrieden, der Vertrag gilt bis 2019. „Auch eine Momentaufn­ahme. Wir haben keinen Karrierepl­an.“

 ??  ?? Ernst Baumeister ist Trainer und Sportchef bei der Admira, zeigt die Richtung an. „Wir können immer nur überrasche­n.“
Ernst Baumeister ist Trainer und Sportchef bei der Admira, zeigt die Richtung an. „Wir können immer nur überrasche­n.“

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