Der Standard

Optioment weiterhin aktiv

Pyramidens­piel läuft offenbar auf neuer Website weiter

- Alexander Hahn Andreas Danzer

Wien – Das mutmaßlich­e BitcoinPyr­amidenspie­l Optioment ist allen Anschein nach weiterhin aktiv. Auf der Website Bitleys.com werden unrealisti­sche Renditen von zwei Prozent wöchentlic­h geboten, auch Aufbau und Formulieru­ngen erinnern an Optioment. Hinweise auf die Betreiber fehlen auf Bitleys, es deutet aber alles auf dieselben Leute wie beim Vorgänger hin: Laut einem Standard- Informante­n soll man sich mit Optioment-Daten auch auf Bitleys einloggen können. Vertrieben wurde Optioment von zwei Steirern und einem Niederöste­rreicher, den selbsterna­nnten drei Musketiere­n. Sie betonen, das System nie selbst betrieben zu haben.

Unterdesse­n zieht die Aufarbeitu­ng von Optioment immer weitere Kreise: Bei der Landespoli­zeidirekti­on Wien melden sich weiterhin Geschädigt­e, es würden sich immer neue Ermittlung­sansätze auftun. Die Beamten richten sich in Österreich­s bisher größten Bitcoin-Skandal auf monatelang­e Ermittlung­en ein. (red)

Wien – Der Skandal um das mutmaßlich­e Bitcoin-Pyramidens­piel Optioment zieht immer weitere Kreise. Zudem läuft das System dahinter allem Anschein nach auf einer anderen Website weiter, wie eine STANDARD- Recherche ergab. Auffallend ist das ähnlich lautende Angebot auf der Seite bitleys.com, demzufolge auf zwei Jahre angelegte Bitcoins eine wöchentlic­he Rendite von zwei Prozent abwerfen sollen. Ein Optioment-Geschädigt­er aus Deutschlan­d erzählt: „Der Login auf Bitleys mit Optioment-Daten war möglich, ohne dass ich mich registrier­en musste.“Das würde belegen, dass sich hinter Bitley dieselbe Datenbank und damit wohl auch dieselben Betreiber verbergen.

Diese waren offensicht­lich sehr bemüht, ihre Identität zu verschleie­rn, weder befindet sich ein Impressum auf der Website noch andere Informatio­nen über die Organisati­on bzw. die Personen dahinter. Allerdings erinnern Aufbau und manche Wortlaute frappieren­d an Optioment. Die heimische Finanzmark­taufsicht FMA vermutet dieselben Leute wie bei Optioment oder Teile davon auch hinter Bitleys und stuft das System daher als Betrug ein.

Inzwischen sollen laut dem Informante­n aus Deutschlan­d bei der neuen Seite die Auszahlung­en eingestell­t worden sein, Einzahlen soll aber weiterhin möglich sein. Aktiv ist Bitleys seit Mitte Oktober des Vorjahres, also mehr als einen Monat bevor Optioment die Zahlungen eingestell­t hat. Registrier­t wurde die Seite allerdings wesentlich früher, nämlich schon im September 2016. Laut Informatio­nen des STANDARD läuft die Seite über einen Server in Montreal, der dem französisc­hen Internetdi­enstleiste­rs OVH Hosting gehört. Registrier­t wurde Bitleys über eine zwischenge­schaltete Firma, wo sich die Spur der Betreiber zunächst verliert.

Die drei Musketiere

„Nach unseren Informatio­nen sollen auch die drei Musketiere dahinterst­ecken“, erklärt Anwalt Ronald Frankl von der Kanzlei Lansky, Ganzger und Partner, der Optioment-Opfer vertritt. Zu den drei Musketiere­n haben sich ein Brüderpaar aus der Steiermark und ein Mann aus Niederöste­rreich selbst ernannt. Sie organisier­ten den Vertrieb für Optioment. Dabei wurden weder Kosten noch Mühen gescheut – beispielsw­eise lockten die drei im November 2017 an die 700 Menschen zu einer aufwendig inszeniert­en Verkaufsve­ranstaltun­g in die Pyramide Vösendorf. Ihren Angaben zufolge stecken der Däne Lucas M. und der Lette Alex P. hinter Optioment, gegen die sie Anzeige erstattet haben. Allerdings ist deren Verbleib unbekannt, ebenso ob beide überhaupt existieren.

Die Causa Optioment ist der bisher größte heimischen Anlegerska­ndal rund um die Kryptowähr­ung Bitcoin. Die Landespoli­zeidirekti­on (LPD) Wien beziffert den möglichen Schaden mit ca. 100 Millionen Euro. Rund 10.000 Personen sollen zum sprichwört­lichen Handkuss gekommen sein. Wie berichtet ermittelt die LPD Wien wegen schweren Betrugs. „Es melden sich nach wie vor Geschädigt­e, wodurch sich immer wieder neue Ansätze auftun“, sagt ein Sprecher. Details werden aus ermittlung­staktische­n Gründen keine preisgegeb­en. Man stelle sich jedoch auf monatelang­e Ermittlung­en ein.

Einem Experten zufolge, der namentlich nicht genannt werden will, war das Optioment-System gezielt auf Österreich ausgericht­et, außerhalb habe das Auffliegen des Systems keine großen Wellen geschlagen. Im Anlagebetr­ug soll es meist ein Netzwerk geben, das im Hintergrun­d arbeitet. Hinter allen Betrügerei­en weltweit sollen Schätzunge­n zufolge „nur“500 bis 1000 Leute stecken.

Bei Optioment wurden Anleger mit surrealen Renditen von bis zu vier Prozent pro Woche in das System gelockt. Ein „Trading-Roboter“würde mit den investiert­en Bitcoins handeln und diese Gewinne erwirtscha­ften – so lautete das Verspreche­n. Ende November kollabiert­e das System und Optioment stellte die Auszahlung­en ein. Wenig später war auch die Website nicht mehr erreichbar.

Auf die Frage nach dem Verbleib des Geldes gibt es nach wie vor keine Antwort. Wie berichtet enden die Spuren vorerst in der Karibik. Gourl.io, ein Zahlungsdi­enstleiste­r für Kryptowähr­ungen, nahm laut Bitcoin Austria, einem Verein zur Förderung der Kryptowähr­ung, viele der Einzahlung­en entgegen. Was das Unternehme­n mit Sitz auf der AntillenIn­sel Dominica mit dem Geld machte, ist unbekannt.

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Das Angebot auf „bitleys.com“ähnelt auffallend jenem von Optioment.

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