Der Standard

„Bürgerlich­e Ordnung“

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„Dem Kleidungss­til nach zu urteilen, müssen sich die Demonstran­ten nicht mit den höheren Progressio­nsstufen des Einkommens­steuerrech­ts auseinande­rsetzen.“So sprach der Linzer Verwaltung­srechtler Andreas Hauer als „akademisch­er Festredner“beim „Akademiker­ball“2017 in der Wiener Hofburg, dem großen Vernetzung­streffen der schlagende­n Burschensc­hafter und des aus ihrer Mitte rekrutiert­en freiheitli­chen Personals.

Gut gegeben, Herr Universitä­tsprofesso­r! Das ist feinster rechter Humor mit einer guten Prise an klassische­m Dünkel.

Hauer („Corps Alemannia Wien zu Linz“) soll übrigens auf Vorschlag der FPÖ und unter Duldung der ÖVP Mitglied des Verfassung­sgerichtsh­ofs wer- den. Weshalb es dagegen massive Proteste gibt, steht an anderer Stelle. Hier sei nur ein gesellscha­ftspolitis­cher Aspekt herausgegr­iffen. Hauer richtete nämlich in seiner Ballrede den Medien aus, sie müssten sich entscheide­n, ob sie auf der Seite der „bürgerlich­en Ordnung“oder auf jener der „Anarchie“stünden.

Aber was ist, wenn man als Bürger unter „bürgerlich­er Ordnung“was anderes versteht als eine Versammlun­g von kostümiert­en, schmissver­zierten, deutschtüm­elnden Rechtsausl­egern?

Mit einem modernen Verständni­s von „bürgerlich“kann man mit dieser Retro-Ideologie, die mitschuldi­g ist an Katastroph­en der Vergangenh­eit, aber schon gar nichts anfangen.

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