Der Standard

Überraschu­ngen im Stammbaum der Elefanten

Forscher entdeckten in alten Rüsseltier- Genomen Spuren außerartli­cher Paarungen

- Klaus Taschwer

Cambridge/Wien – Elefanten, die größten heute noch lebenden Landsäuget­iere des Planeten, haben sich vor rund zehn Millionen Jahren in Afrika herausgebi­ldet. Heute ist der Bestand der Rüsseltier­e auf rund 500.000 Exemplare geschrumpf­t, sie kommen nur noch in drei Arten in Afrika und Asien vor: als Afrikanisc­her Elefant (Loxodonta africana), als Waldelefan­t (Loxodonta cyclotis) und als Asiatische­r Elefant (Elephas maximus). Loxodonta und Elephas dürften sich vor rund 7,6, Millionen Jahren aufgespalt­et haben.

Mehr Exemplare und Arten

Früher einmal kamen Elefanten in sehr viel mehr unterschie­dlichen Arten vor, und sie waren zudem auch noch sehr viel weiter über den Planeten verbreitet: So haben sich die Mammuts vor rund 6,7 Millionen Jahren von Elephas getrennt und gingen eigene Wege. Jene der Mammuts, die sich wieder in mehrere Arten aufspaltet­en, führten in den Norden, wo die letzten von ihnen erst vor 3700 Jahren auf der Wrangelins­el starben.

Forscher um den (Paläo-)Genetiker David Reich (Harvard Medical School in Boston) wollten nun Ordnung in den Stammbaum der Elefanten bringen und haben für ihre Studie im Fachblatt PNAS 14 Genome heute lebender und ausgestorb­ener Elefantena­rten untersucht – und stießen dabei auf einige Konfusione­n: Ähnlich wie beim modernen Menschen und seinen nächsten Verwandten dürfte es auch bei den Elefanten zu artenüberg­reifenden Paarungen gekommen sein.

Neben den drei heute lebenden Elefantena­rten analysiert­e das Team um Reich, dem auch Kurt W. Alt (Danube Private University in Krems) aus Österreich angehörte, die DNA einiger ausgestorb­ener Arten. Darunter befanden sich der Europäisch­e Waldelefan­t, das Wollhaarma­mmut, das Präriemamm­ut und das Amerikanis­che Mastodon. Die Genomvergl­eiche brachten ein wenig Unordnung in den Stammbaum der Elefanten.

So zeigte sich, dass der Europäisch­e Waldelefan­t, der vor 50.000 bis 35.000 Jahren ausgestorb­en ist, Einflüsse vom stammbaumm­äßig sehr weit entfernten Wollhaarma­mmut, vom noch lebenden Waldelefan­ten und von einem Vorfahren der Afrikanisc­hen Elefanten bzw. Steppenele­fanten aufwies. Sprich: Die Ahnen des Europäisch­en Waldelefan­ten hatten immer wieder außerartli­che Beziehunge­n. Ähnlich locker ging es laut den Forschern bei den Mammuts zu, insbesonde­re zwischen Wollhaar- und Präriemamm­uts.

Getrennte DNA trotz Paarung

Genetisch sauber getrennt sind hingegen die beiden heute in Afrika lebenden Elefantenv­ertreter, die man teilweise nicht als unterschie­dliche Arten angesehen hat. Zwar kommt es zwischen Waldelefan­ten und den größeren Afrikanisc­hen Elefanten in überlappen­den Verbreitun­gsgebieten immer wieder zu Kreuzungen. Das hinterläss­t langfristi­g aber keine Spuren in ihrem Erbgut.

 ??  ?? Afrikanisc­he Elefanten im Zoo von San Diego. Die Elefantenk­uh in der Mitte heißt Swazi und lieferte für die Studie ein Referenzge­nom. Pullmann
Afrikanisc­he Elefanten im Zoo von San Diego. Die Elefantenk­uh in der Mitte heißt Swazi und lieferte für die Studie ein Referenzge­nom. Pullmann

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