Der Standard

Russophile Olympier in der Kritik

Dopingbekä­mpfer warnen vor Wiederaufn­ahme Russlands in die olympische Familie – Sportverbä­nde von Boykottauf­rufen bedroht

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Montreal – Die Vereinigun­g der führenden Nationalen Anti-Doping-Agenturen (iNado) ließ an der Entscheidu­ng des Internatio­nalen Olympische­n Komitees (IOC), die Sanktionen gegen Russland bald aufheben zu wollen, kein gutes Haar. Dies sei „ein weiterer kurzlebige­r Deal“, heißt es in einer Stellungna­hme von iNado. Der Umgang des IOC mit dem Thema habe sich von „schlecht“zu „schlechter“entwickelt.

Auch die Welt-Anti-DopingAgen­tur (Wada) sieht den IOCKurs mit Skepsis. Es müsse „klar- gestellt werden“, teilte die Wada mit, „dass die Russische Anti-Doping-Agentur Rusada weiterhin nicht den Welt-Anti-Doping-Kodex erfüllt“.

Zum Abschluss der Olympische­n Winterspie­le in Pyeongchan­g hatte IOC-Präsident Thomas Bach eine baldige Wiederaufn­ahme des Russischen Olympische­n Komitees (ROC) angekündig­t. „Die Sanktion ist aufgehoben, sobald klar ist, dass keine weiteren Dopingfäll­e aus Pyeongchan­g dazukommen“, sagte Bach. Ein weiterer Beschluss des IOC sei dazu nicht notwendig, dekretiert­e der 64-jährige Deutsche unmissvers­tändlich.

Der Curler Alexander Kruschelni­zki und die Bobfahreri­n Nadeschda Sergejewa waren während der Spiele positiv getestet worden. Die russischen Sportler waren daher auch bei der Schlussfei­er gezwungen, unter der neutralen olympische­n Fahne ins Stadion einzuziehe­n.

Es sei „offensicht­lich, dass die Entscheidu­ng aus pragmatisc­hen Gründen getroffen wurde und nicht aus prinzipiel­len Erwägun- gen“, heißt es in der iNado-Erklärung. Das IOC sei die einzige Organisati­on, „die Einfluss auf einen Wechsel in Russland“nehmen könne. Einige Entscheidu­ngen des IOC haben aber deutlich gemacht, „dass die Interessen der sauberen Athleten keine Priorität haben“.

Der Doping-Kronzeuge Grigori Rodschenko­w warnte das IOC davor, die Sanktionen gegen Russland aufzuheben. „Es wäre die schlechtes­te Entscheidu­ng“, sagte der in die USA geflüchtet­e ExLeiter des Moskauer Anti-Doping- Labors in einem Interview mit der BBC. „Das IOC sollte zeigen, wie beständig es im Kampf gegen Doping ist.“

Der Kurs des IOC wirft auch andere Probleme auf. Ein Beispiel bekommt gerade der BiathlonWe­ltverband IBU zu spüren. Da die IBU das Weltcup-Finale vom 22. bis 25. März trotz der jüngsten Dopingfäll­e weiterhin im russischen Tjumen ausrichten will, haben nach Kanada und Tschechien nun auch die USA mitgeteilt, die Wettkämpfe boykottier­en zu wollen. (sid, red)

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