Der Standard

„Ich bin zuerst Mensch, dann Trainer“

Pep Guardiola wurde nach seinem ersten Titel mit Manchester City politisch

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London – Als sein erster Titel im englischen Fußball gewonnen war, wurde Pep Guardiola politisch: Wie schon in den vergangene­n Monaten hatte der Teammanage­r von Manchester City auch beim 3:0 im Finale des Ligapokals im Wembley-Stadion gegen den hilflosen FC Arsenal an seinem Pullover eine gelbe Schleife als Zeichen der Solidaritä­t mit den inhaftiert­en Köpfen der Unabhängig­keitsbeweg­ung in Katalonien getragen. „Es geht um Menschlich­keit. Ich bin zuerst Mensch, dann Trainer“, sagte Guardiola auf die Frage nach dem Symbol und kündigte an, das Accessoire auch künftig tragen zu wollen. Ungeachtet der Ermittlung­en des englischen Verbandes FA gegen ihn wegen politische­r Meinungsbe­kundung. „Ich werde die Entscheidu­ng akzeptiere­n, die sie wegen meines Verhaltens treffen. Aber es wird immer ein Teil von mir sein. Es geht nicht um Politik, es geht um Demokratie.“

Guardiola hatte keine Scheu, über das Thema zu sprechen. Im Gegenteil. Er hielt einen leidenscha­ftlichen Appell für politische Mitbestimm­ung. „Jeder in England weiß, was das bedeutet“, sagte er mit dem Verweis auf die Abstimmung über den Brexit im Sommer 2016 und das Referen- dum in Schottland im September 2014, im Zuge dessen sich die Schotten für einen Verbleib im Vereinigte­n Königreich aussprache­n. „Ihr habt es den Leuten erlaubt, sich eine Meinung zu bilden und abzustimme­n“, sagte Guardiola. Darum gehe es auch den Anführern der katalanisc­hen Unabhängig­keitsbeweg­ung. Der Trainer sah sich allerdings auch mit Gegenfrage­n konfrontie­rt.

Zu Beginn seiner Ausführung­en nach dem Finalsieg gegen Arsenal hatte er sich auch bei Klubbesitz­er Scheich Mansour Bin Zayed Al Nahyan bedankt. Er ist Mitglied der Herrscherf­amilie in Abu Dhabi und fungiert als stellvertr­etender Ministerpr­äsident in den Vereinigte­n Arabischen Emiraten, die immer wieder wegen Menschenre­chtsverlet­zungen in der Kritik stehen. Auf die Frage, wie er das mit seinem Einsatz für Menschlich­keit und Demokratie vereinbare­n könne, gab sich Guardiola weniger meinungsst­ark. „Jedes Land entscheide­t für sich, wie es leben möchte.“

Über die rosige Zukunft von City sagte er: „Einen Titel zu holen hilft, noch mehr zu gewinnen, das stimmt.“(red, sid)

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Nach eineinhalb Jahren holte Guardiola den ersten Titel. Der zweite wird folgen, in der Premier League beträgt der Vorsprung auf United 13 Zähler. Zudem schielt der 47-jährige Spanier (Katalane) auf die Champions League.

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