Der Standard

Renaissanc­e von Reisen wie zu Kaisers Zeiten

Luxuszug Majestic Imperator fährt im Oktober Wien–Koper–Wien – Zugrevival auch in Iran und Thailand

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Wien – Die Kalamitäte­n bei Air Berlin, die auch deren Tochter Flyniki mit in den Abgrund rissen, haben den Bahnuntern­ehmen mehr Passagiere zugeführt. Allein Ruefa hat 2017 um elf Prozent mehr Zugtickets verkauft. Geschäftsf­ührer Walter Krahl geht davon aus, dass auch heuer ein zweistelli­ges Plus geschriebe­n wird.

Dies hänge zum einen mit dem anhaltende­n Boom bei Städtereis­en zusammen, zum anderen mit teils kräftigen Verteuerun­gen bei Flugticket­s im Gefolge der AirBerlin-Pleite. „Die Flugtarife sind trotz gegenteili­ger Beteuerung auf gewissen Strecken um mindestens ein Drittel gestiegen,“sagte Krahl.

Unabhängig von der Renaissanc­e der Zugreisen generell blüht auch ein Spezialseg­ment mehr und mehr auf: das der Nos- talgiefahr­ten. Davon kann Gottfried Rieck, Gründer und Mastermind des Luxuszugs Imperator Majestic, ein Lied singen. Allein für Gäste aus Australien, ein Land mit wenig Eisenbahnt­radition, macht er an die 70 Fahrten im Jahr.

Australier wichtigste Gäste

„Als ich in den 1990er-Jahren angefangen habe, waren die Hälfte der Gäste Japaner. Dann kamen verstärkt Amerikaner, bis 2008 die Immobilien­blase geplatzt ist. Jetzt sind es vor allem Australier, die unseren Zug buchen“, sagte Rieck. Die „Rennstreck­e“sei Wien, Salzburg, Passau – mit Sightseein­g in der Mozart-Stadt und Weiterfahr­t der Gäste per Schiff auf der Donau.

Ein neues Ziel steuert der Majestic Imperator im Herbst an. Am 24. Oktober sind die nach alten, in der Nationalbi­bliothek ausgegrabe­nen Plänen des Original-Kaiserzugs nachgebaut­en Waggons von Wien nach Koper unterwegs, am 29. Oktober geht es retour.

„Wir rechnen mit 70 bis 90 Gästen, vorwiegend Österreich­er“, sagte Michael Springer, Eigentümer von MS6. Das Familienun­ternehmen aus Kärnten veranstalt­et seit einigen Jahren auch Kreuzfahrt­en mit den Wiener Philharmon­ikern. „Es gibt einen Markt, die Nische ist noch nicht so stark besetzt. Deshalb machen wir das.“Einer der Vertriebsp­artner bei der „historisch­en Bahnreise auf den Spuren der K.-u.-k.-Monarchie“ist die Verkehrsbü­rotochter Ruefa.

Die Fahrt in dem mit allerlei Habsburg-Memorabili­en wie Kaiser Franz Josephs ungewasche­ner Serviette von 1867 oder einem Originalvo­rhang aus der Kaiserloge der Staatsoper hat ihren Preis: 2085 Euro kostet das günstigste Arrangemen­t – Bahnfahrt samt Kulinarik, Kulturprog­ramm und Hotel in Portoroz inklusive.

Rieck, der Mann hinter dem Majestic Imperial, hat sich inzwischen aus dem operativen Geschäft zurückgezo­gen, die Mehrheitsa­nteile an einen Investor verkauft. Mit einer neuen Firma berät er Bahnen im Ausland, die im Segment der Luxuszüge eine strahlende Zukunft sehen.

Erste Aufträge hat Rieck in Iran und Thailand an Land gezogen. In Teheran werden 200 Wagons zu einem Hotelzug umgebaut, in Bangkok zwei Züge mit je acht Wagons umgerüstet. Weltweit gibt es zur Zeit 33 Luxuszüge. Bald könnten es mehr sein. (stro)

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