Der Standard

Lettland: Kunden bangen um ihr Geld

ABLV unter Geldwäsche­verdacht: Bankeinlag­en eingefrore­n

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Riga – Die Kunden der unter Geldwäsche­verdacht stehenden lettischen Bank ABLV müssen um ihre Einlagen zittern. Nach der Ankündigun­g der Europäisch­en Zentralban­k, das Institut abzuwickel­n, wurden auch Sparguthab­en eingefrore­n. Aus dem lettischen Finanzmini­sterium hieß es, dass die Liquidieru­ng der ABLV nur eine von mehreren Optionen sei. Welche weiteren Varianten für das Institut existieren, blieb vorerst unklar.

Auf der Webseite der Bank heißt es seit Sonntag, die Kunden hätten derzeit keinen Zugang zu ihren Geldern. Die Filialen seien geschlosse­n, das Kartensyst­em abgeschalt­et. Bis zu 100.000 Euro der Einlagen für berechtigt­e Kunden seien jedoch garantiert.

Lettlands drittgrößt­e Bank steht nach Einschätzu­ng der Europäisch­en Zentralban­k (EZB) vor dem Zusammenbr­uch und wird abgewickel­t. Eine Rettung sei nicht im öffentlich­en Interesse, hatten die EZB und der Einheitlic­he Abwicklung­sausschuss zuvor mitgeteilt. Der lettischen Finanzmini­sterin Dana Reizniece-Ozola zufolge sind andere Banken des Landes stabil. Die ABLV sei nicht systemrele­vant, deshalb werde die Regierung nicht eingreifen, erklärte sie.

Dem Institut wird vorgeworfe­n, in Geldwäsche von Kunden aus dem Nachbarlan­d Russland und der Ukraine verwickelt zu sein. Da rund 40 Prozent der lettischen Bankeinlag­en aus dem Ausland kommen, waren Sorgen aufgekomme­n, dass Ansteckung­sgefahren für andere Banken bestehen könnten.

Die Vorwürfe gegen ABLV – die diese zurückweis­t – wurden von der US-Regierung erhoben. Demnach umging das Institut mit seinen Transaktio­nen gegen die gegen Nordkorea verhängten Sanktionen. Die Finanzlage des Instituts spitzte sich daraufhin erheblich zu. Binnen Tagen flossen Einlagen im Wert von 600 Mio. Euro ab. Von der Zentralban­k des Landes erhielt die ABLV vergan- Die gene Woche fast 300 Mio. Euro an Hilfen. Die EZB hatte angeordnet, dass die heimischen Aufseher bis auf Weiteres sämtliche Auszahlung­en der Bank unterbinde­n.

Das Land wird derzeit auch von einem Skandal um Notenbankc­hef Ilmars Rimsevics erschütter­t, der auch im EZB-Rat sitzt. Ihm wird vorgeworfe­n, Schmiergel­d in Höhe von 100.000 Euro angenommen zu haben. Rimsevics war vorübergeh­end festgenomm­en worden. Rimsevics vermutet laut Financial Times, die Vorwürfe seien ein Resultat seiner Bemühungen in den Jahren 2016 und 2017, Banken von US-Anwaltsfir­men prüfen zu lassen. (red)

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ABLV ist von der Liquidatio­n bedroht.

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