Sorgenfalten wegen Daimler
Geely-Einstieg ruft Finanzmarktaufsicht auf den Plan
Stuttgart/Peking – Der Aufstieg des chinesischen Autobauers Geely zum Großaktionär von Daimler löst Skepsis ebenso wie Zuversicht aus. Die noch amtierende deutsche Wirtschaftsministerin Brigitte Zypries (SPD) äußerte sich kritisch: „Wir müssen das besonders aufmerksam betrachten“, sagte sie. Nach ihren Worten wäre es problematisch, wenn Daimler mit einem Vertreter von Geely einen Konkurrenten in den Aufsichtsrat ließe.
Zypries hält es auch für erklärungsbedürftig, wie Geely trotz der Meldeschwellen bei drei und fünf Prozent am Freitag erst das Aktienpaket von 9,69 Prozent offenlegen konnte. Jetzt prüft die Finanzmarktaufsicht den Deal.
Dem Handelsblatt sagte Zypries, die unternehmerische Entscheidung des Geely-Einstiegs wolle sie nicht bewerten, Deutschland begrüße als offene Volkswirtschaft marktkonforme Investitionen. Andererseits dürfe die Offenheit „nicht als Einfallstor für industriepolitische Interessen anderer Staaten benutzt werden.“Geely-Manager Li Shufu hat Insidern zufolge gute Verbindungen zu Präsident Xi Jinping.
Die deutsche Regierung hat laut Außenwirtschaftsgesetz erst ab einem Anteil von 25 Prozent in der Hand ausländischer Investoren ein Recht, das Engagement zu prü- fen und Nein zu sagen. Das gilt allerdings nur für strategisch wichtige Industrien, wobei die Autoindustrie nicht ausdrücklich genannt wird.
China ist seit Jahren der größte Pkw-Markt der Welt und für viele Autobauer längst das wichtigste Absatzgebiet. Vor allem deutsche Marken sind bei der statusverliebten Kundschaft gefragt. Hunderttausende Fahrzeuge mit Stern, vier Ringen oder weiß-blauem Logo auf der Motorhaube werden dort inzwischen pro Jahr produziert und verkauft. Ausländische Autobauer müssen dabei allerdings nach dem Willen der chinesischen Regierung mit lokalen Herstellern zusammenarbeiten.
Großes Interesse
Deutsche Unternehmen stehen in China hoch im Kurs. Vor allem Maschinen- und Anlagenbau, Autozulieferer und Umwelttechnik stehen im Fokus der übernahmehungrigen Chinesen. Denn in diesen Branchen gilt Deutschland weltweit als führend.
Anfangs kamen Bieter aus dem Reich der Mitte auf ihrer Einkaufstour im deutschen Mittelstand nur zum Zug, wenn sich sonst kein Käufer fand. Inzwischen wagen sie sich längst auch an Großkonzerne heran. Der Einstieg Geelys bei Daimler ist aber eine neue Dimension. (Reuters, red)