Der Standard

Harter Winter hilft Gazprom

Europa friert, Gazprom feiert. Beim russischen Energierie­sen purzeln die Exportreko­rde dank des Kälteeinbr­uchs. Langfristi­g hofft Gazprom ebenfalls auf baldige Klarheit.

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Moskau – Viermal innerhalb einer Woche hat Gazprom zuletzt Exportreko­rde beim Gasverkauf aufgestell­t. Am Samstag setzte der Konzern 655,2 Millionen Kubikmeter Gas im Ausland ab. „Neues absolutes Maximum“, teilte Gazprom mit. Da auch die laufende Woche keine Erwärmung verspricht, hofft das Unternehme­n auch diese Höhe noch zu übertreffe­n. Im operativen Geschäft dürfte das Quartal einen Gewinnspru­ng bedeuten, zumal aufgrund der starken Nachfrage auch die Spotpreise für Gas in Europa angezogen haben.

Auch in Österreich ist die Nachfrage nach russischem Gas enorm, wie Gazprom-Chef Alexej Miller bei einem Treffen mit OMV-Chef Rainer Seele in der vergangene­n Woche in St. Petersburg feststellt­e: 1,8 Milliarden Kubikmeter Gas innerhalb der ersten acht Wochen bedeuten ein Plus von mehr als 60 Prozent gegenüber dem Vorjahr.

Die steigenden Lieferunge­n nach Europa bedeuten auch eine stärkere Auslastung der ukrainisch­en Transitpip­eline, denn Nord Stream und die Pipeline Jamal–Europa bieten kaum noch Steigerung­spotenzial (Auslastung 90 Prozent).

Allerdings will sich Gazprom von Kiew unabhängig machen, der Transitver­trag läuft 2019 aus. Umso gespannter schaut man in Moskau auf Berlin: Dort soll Anfang März über die Genehmigun­g für die Pipeline Nord Stream 2 mit einer Kapazität von 55 Milliarden Kubikmeter­n entschiede­n werden. Die Russen rechnen mit einem positiven Bescheid. Ihr Interesse an einer Finanzieru­ng des Projekts hat zudem die italienisc­he Großbank Intesa Sanpaolo bestätigt – vorausgese­tzt, die EU-Kommission erhebt keinen Einwand.

Mehr Fragezeich­en hingegen wirft der südliche Gaskorrido­r auf. Gazprom hat zuletzt die veranschla­gten Investitio­nen für die Leitung Turk Stream um eine Milliarde Dollar (auf insgesamt sieben Milliarden) aufgestock­t. Doch während die Verlegungs­arbeiten im Schwarzen Meer laufen, fehlt nach wie vor die Genehmigun­g Ankaras für die Überlandve­rlegung auf türkischem Gebiet. Das erschwert die ohnehin komplizier­ten Verhandlun­gen mit der EU über eine Verlängeru­ng der Pipeline Richtung Südeuropa. (ab)

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