Der Standard

Sie tanzen einen irren Aufstand

Das Festival Imagetanz des Brut-Theaters nomadisier­t ab dem 2. März zwischen Werk X-Eldorado, Wuk, Dschungel, Künstlerat­eliers und der Brunnenpas­sage.

- Helmut Ploebst

Wien – Ein Testfeld für neue Choreograf­ie ist das Imagetanz-Festival bereits seit seiner Gründung 1989. Seither hat sich gesellscha­ftlich so gut wie alles verändert, aber die richtigen Herausford­erungen stehen noch bevor.

Folgericht­ig orientiert sich Imagetanz 2018 vom 2. bis zum 24. März unter dem Motto „Reflection­s“am Bezugssyst­em GesternHeu­te-Morgen zwischen analoger Spurensuch­e, aktuellen Identitäts­nöten und digitalem Overrun.

Den Festivalau­ftakt machen die renommiert­en Briten Lone Twin – Gary Winters und Gregg Whelan – mit Last Act of Rebellion. Für dieses Duett fragten sie prominente Künstlerko­llegen um die Wahl eines Songs an und baten sie, dazu je einen Tanz zu choreograf­ieren: etwa Richard Maxwell, Ivana Müller, Tim Etchells oder Jonathan Burrows. Für Whelan und Winters ist das nach zwanzig Jahren Bühnenarbe­it ein etwas irrer Abschied von der Jugend.

Apropos digitaler Overrun: Die Österreich­erinnen Magdalena Chowaniec und Valerie Oberleithn­er nehmen in ihrer neuen Arbeit iChoreogra­phy zusammen mit vier Jugendlich­en die Ausbeutung von Teenagern durch Internetko­nzerne aufs Korn.

Dieses Stück ist das Ergebnis eines monatelang­en Austauschs darüber, womit das Netz süchtig macht und wie man sich dagegen wehren kann.

Auch Miriam Sögner (Berlin/Wien) beschäftig­t sich, in dem Solo Rays – A Performati­ve Encounter with Radiation, mit den Auswirkung­en der digitalen Technologi­e auf den Körper.

Dabei stellt sie die Frage, welche Relevanz die physische Existenz in einer Realität, die sich zunehmend in digitale Welten verlagert, noch besitzt.

In historisch­e Tanzwelten tauchen die Wienerin Eva-Maria Schaller mit Vestris 4.0 und der Norweger Ludvig Daae mit seinem Trio Dance To Dance To ein.

Schaller reflektier­t ein Stück für Mikhail Baryshniko­v aus der ehemaligen UdSSR. Und Daae ein unvollende­tes Meisterwer­k einer fiktiven Choreograf­in. Disco! „Last Act of Rebellion“, Werk X-Eldorado, 2. 3., 20.00; 3. 3., 21.00 „iChoreogra­phy“, Wuk-Projektrau­m, 3. 3., 19.00; 4. 3., 17.00; 5. 3., 18.00 „Rays“, Dschungel Wien, 20./21. 3., 20.00 „Vestris 4.0“, Werk X-Eldorado, 23./24. 3., 18.30 „Dance To Dance To“, Dschungel Wien, 23./24. 3., 20.00

 ??  ?? Gefaktes Gold, tolle Tragfähigk­eit und lüsternes Latex bei „Dance To Dance To“von Ludvig Daae (links), der kleine Wahnsinn beim Abschied von der Jugend, gefeiert von Lone Twin.
Gefaktes Gold, tolle Tragfähigk­eit und lüsternes Latex bei „Dance To Dance To“von Ludvig Daae (links), der kleine Wahnsinn beim Abschied von der Jugend, gefeiert von Lone Twin.
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