Der Standard

Gusi, Schröder und Co: Dunkle Schatten der Macht

Heute ist es nicht illegal, Autokraten seine Dienste für gutes Geld zur Verfügung zu stellen. Liberale Demokratie­n müssen sich endlich dagegen wehren, dass Exfunktion­äre ihre Fundamente untergrabe­n.

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Dieser Tage gibt es keine „good news“für Paul Manafort. Am Freitag hat Sonderermi­ttler Robert Mueller seine jüngste Anklage gegen den früheren Kampagnenc­hef von Präsident Donald Trump bekanntgeg­eben. Dort wird Manafort zur Last gelegt, dass er sich „geheim“eine kleine Gruppe früherer europäisch­er Spitzenpol­itiker gehalten habe, die „informell und ohne jede sichtbare Beziehung zur ukrainisch­en Regierung“handeln konnten. Die als „Hapsburg-Gruppe“bekannt gewordenen, bezahlten Lobbyisten wurden mutmaßlich eingesetzt, um die Interessen des korrupten Regimes von Wiktor Janukowits­ch, des früheren Präsidente­n der Ukraine, in Europa und in den USA voranzubri­ngen. Die Gruppe, die angeblich mindestens zwei Millionen Euro für ihre Dienste erhalten haben soll, wurde von „einem ehemaligen europäisch­en Kanzler“angeführt. Der Name dieser Person wird in der Anklage nicht angeführt, zahl- reiche Pressearti­kel haben diese Person in der Zwischenze­it jedoch als Alfred Gusenbauer identifizi­ert. Gusenbauer, ein ehemaliger Kanzler Österreich­s, hat bestätigt, dass er für Wiktor Janukowits­ch lobbyiert hat – allerdings nur um die Ukraine näher an Europa heranzubri­ngen. Er hat auch nicht bestritten, dass er für seine Dienste von einer US-Firma bezahlt worden ist. (...)

Treffen die Vorwürfe der Anklage zu, sind sie nur ein kleines Beispiel dafür, wie sich nichtdemok­ratische Mächte die Dienste früherer westlicher Offizielle­r erkau- fen, um ihre eigene Agenda voranzutre­iben. Diese ausgeschie­denen Politiker machen sich zu Handlanger­n für kleptokrat­ische und autoritäre Individuen. Und noch viel schlimmer, sie werfen ihre Glaubwürdi­gkeit in die Waagschale, um Regimen beizusprin­gen, die als Antithesen zu jenen Demokratie­n gelten können, denen sie einst gedient haben.

Solche Dienste anzubieten ist nicht illegal. Die Frage ist, ob es klug ist. (...) Wenn frühere Spitzenpol­itiker wie Gerhard Schröder oder Tony Blair die Nutznießer von Autoritari­smus und Kleptokrat­ie promoten, fügen sie der liberalen Demokratie gleichzeit­ig Schaden zu. Um solchen Schaden zu vermeiden, brauchen offene Gesellscha­ften klare, vollstreck­bare Regeln für ihre Offizielle­n, denen diese sich unterwerfe­n müssen, noch bevor sie den Amtseid ablegen.

Die Abkühlungs­phasen zwischen dem Ende einer politische­n Funktion und einer Karriere im Privatsekt­or, die manche Länder eingeführt haben, sind nicht ausreichen­d. Demokratie­n sollten von Offizielle­n verlangen, dass diese eine rechtlich bindende Verpflicht­ung unterschre­iben, nie für eine nichtdemok­ratische Regierung oder ein Unternehme­n mit Sitz in einem autoritäre­n Staat zu arbeiten oder zu lobbyieren.

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Auf ein Weißbier zu Wladimir: Schröder und Putin zu Besuch in einer russischen Ölförderst­ation.
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