Der Standard

Brautschau in den Bergen

- Steffen Arora

Er ist der begehrtest­e politische Junggesell­e im Alpenraum. Tirols Landeshaup­tmann Günther Platter wird nach dem Wahlsieg vom Sonntag heiß umworben. Selbst Bundeskanz­ler Sebastian Kurz war gekommen, um sich im Schein des Tiroler Triumphato­rs zu sonnen.

Nach dem Feiern steht nun die Brautschau an. Vier Kandidatin­nen, wobei die Neos wohl zu schwach sind, um wirklich Chancen zu haben, biedern sich Platter mehr oder weniger unterwürfi­g als Koalitions­partner an. Doch die Ehe mit der erstarkten Volksparte­i birgt für fast alle Risiken.

Die SPÖ-Spitzenkan­didatin Elisabeth Blanik müsste für eine Rolle in der Landesregi­erung ihr Bürgermeis­teramt in Lienz und damit die letzte rot dominierte Bezirkshau­ptstadt Tirols aufgeben. Ein hoher Preis, kosteten zwei Regierungs­beteiligun­gen die Sozialdemo­kraten bis zu den Landtagswa­hlen 2013 doch fast die Hälfte ihrer Stimmen.

Platters bisheriger Partner, die Grünen, wollen selbstbewu­sst verhandeln. Ein hehrer Vorsatz, doch realistisc­h betrachtet bleiben ihnen nur zwei Optionen: Entweder man verkauft sämtliche Ideale und knickt bei grünen Kernthemen wie Mindestsic­herung und erneuerbar­e Energie ein – oder man bereitet sich auf die Opposition­srolle vor.

Bleibt die FPÖ, bei der es sich genau umgekehrt verhält. Zwar trennt Schwarz und Blau inhaltlich nicht viel, doch Platter fürchtet Eskapaden der FPÖler. Und was nutzt die beste Aussteuer, wenn es mit der Liebe nicht klappt?

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