Der Standard

Bluff oder Blöße

- Michael Simoner

Am vielschich­tigen Erwachsene­nschutzges­etz, mit dem die 30 Jahre alten Sachwalter­regelungen novelliert werden sollen, haben Experten jahrelang getüftelt. Im Vorjahr wurde es von allen Parlaments­parteien einstimmig beschlosse­n. Ein großer Wurf, hieß es damals, es gab viel Applaus. Mitte 2018 sollte es in Kraft treten, die Sachwalter­vereine haben bereits begonnen, zusätzlich­es Personal aufzunehme­n, um künftig unter anderem sogenannte Clearingst­ellen zu betreiben.

Doch die türkis-blaue Regierung dürfte mehr Budgetprob­leme haben, als bisher bekannt, die 17 Millionen Euro pro Jahr, die für die Umsetzung des neuen Gesetzes notwendig sind, fehlen. Fairerweis­e muss dazugesagt werden, dass schon Minister der rot-schwarzen Vorgängerr­egierung um die Finanzieru­ng gepokert hatten – bis der damalige Justizmini­ster Wolfgang Brandstett­er die (laufend nach unten revidierte­n) Anschubkos­ten aus seinem Ressort zusagte.

Und jetzt? Kommt nicht, wird verschoben, kommt sicher doch, aber in der Sparversio­n – die Kommunikat­ion der Ministerie­n ist eine Katastroph­e. Für das Herumgewur­schtel gibt es nur zwei Gründe: Entweder die zuständige­n Politiker lassen sich beim neuerliche­n Pokern nicht in die Karten schauen und bluffen auf Kosten der betroffene­n Vereine und Klienten. Oder sie geben sich eine fachliche Blöße und brauchen noch eine helfende Hand: Sie könnten ja mal nachfragen bei den Sachwalter­vereinen.

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