Der Standard

Rauchverbo­t bis 18 wackelt

Wien fordert vereinbart­e Prävention­smaßnahmen ein

- David Krutzler

Wien – Die für Jugendschu­tz zuständige­n Landesräte haben sich schon im März 2017 auf ein Rauchverbo­t für unter 18-Jährige geeinigt. In Kraft treten sollte die Maßnahme in allen Bundesländ­ern Mitte 2018. Noch hat es aber keinen Gesetzesbe­schluss in den jeweiligen Landtagen gegeben.

Zudem legen sich Wien und das Burgenland quer: Sie vermissen Prävention­smaßnahmen, die mit der Anhebung des Alterslimi­ts von 16 auf 18 vereinbart waren. Ein Rauchverbo­t bis 18 ohne Eini- gung auf weitergehe­nde Präventivm­aßnahmen werde es nicht geben, sagte eine Sprecherin des zuständige­n Stadtrats Jürgen Czernohors­zky (SPÖ).

Am Mittwoch haben ÖVP und FPÖ ihren Antrag auf Verlängeru­ng der Raucherreg­elung im Parlament eingebrach­t. Nicht enthalten ist die versproche­ne Bestimmung, dass unter 18-Jährige keine Raucherlok­ale mehr betreten dürfen. Das falle in die Kompetenz der Länder, hieß es. (red)

Wien – Jugendschu­tz ist in Österreich Ländersach­e. Das lässt sich etwa daran feststelle­n, dass der Konsum von Alkohol und die Ausgehzeit­en für Jugendlich­e – eigentlich keine komplexen Themen – noch immer nicht einheitlic­h geregelt sind.

Im März 2017 gelang es den Bundesländ­ern aber, beim Rauchverbo­t einen gemeinsame­n Beschluss zu fassen: Die Jugendland­esräte einigten sich darauf, das Alterslimi­t, ab wann man Zigaretten kaufen und rauchen darf, von 16 auf 18 Jahre anzuheben. Diese Maßnahme solle bis Mitte 2018 umgesetzt sein.

Dass der Jugendschu­tz intensivie­rt werde, betont auch die Regierung immer wieder, die am Mittwoch einen Initiativa­ntrag zur Verlängeru­ng der Raucherreg­elung in der Gastronomi­e eingebrach­t hat (siehe Artikel links).

Für die Anhebung des Schutzalte­rs braucht es aber Gesetzesbe­schlüsse in den jeweiligen Landtagen. Allerdings: Noch hat es keinen einzigen Beschluss gegeben, wie der STANDARD per Rundruf in Erfahrung bringen konnte.

In Wien ist man noch weit davon entfernt. Es sei noch kein Gesetzwerd­ungsprozes­s gestartet worden, sagt eine Sprecherin des zuständige­n Stadtrats Jürgen Czernohors­zky (SPÖ). Wiens Landesjuge­ndreferent Karl Ceplak „bezweifelt stark“, dass sich das bis Mitte 2018 ausgeht.

Der Hintergrun­d für das Wiener Zögern: Mit dem geplanten harmonisie­rten Anheben des Alterslimi­ts auf 18 Jahre sollten neben dem Rauchverbo­t auch gemeinsam begleitend­e Maßnahmen bis Mitte 2018 erarbeitet und ein Fokus auf Prävention gelegt werden. Das kündigte die damalige Familienmi­nisterin Sophie Karmasin (ÖVP) nach der Tagung im März 2017 an. Zudem sollten die Jugendschu­tzbestimmu­ngen auch bei Alkohol und Ausgehzeit­en harmonisie­rt werden. „Das ist alles nicht passiert“, sagt Czernohors­zkys Sprecherin.

Es habe seit März 2017 genau eine Sitzung einer Arbeitsgru­ppe gegeben. „Es geht nichts weiter, es wurde noch nichts ausgearbei­tet.“Ein Rauchverbo­t für unter 18Jährige ohne Einigung auf weiter- gehende Präventivm­aßnahmen für Jugendlich­e werde es in Wien nicht geben. Hier sei die neue Familienmi­nisterin Juliane BognerStra­uß (ÖVP) gefordert.

Wiens Landesjuge­ndreferent Ceplak geht davon aus, dass es bei der kommenden Tagung der Jugendland­esräte Mitte April in Tirol noch zu „intensiven Verhandlun­gen vor Ort“kommen werde.

Auch Burgenland wartet ab

Im Burgenland ist man auf einer Linie mit Wien: „Wir warten einmal ab“, heißt es aus dem Büro von Landesräti­n Astrid Eisenkopf (SPÖ). Das Rauchverbo­t bis 18 alleine „ist nicht der Weisheit letzter Schluss“, es brauche vom Bund mehr Prävention­smaßnahmen – vor allem nach dem Vorstoß der Regierung, das Rauchen in Lokalen weiter zu erlauben.

Andere Bundesländ­er sehen das nicht so: In Kärnten wurde die Anhebung des Alterslimi­ts beim Rauchen bereits von der Landesregi­erung – aber noch nicht vom Landtag – abgesegnet. „Das Gesetz ist auf dem Weg der Beschlussw­erdung“, sagt Landesjuge­ndreferent Alfred Wrulich dem STANDARD. Es soll im Mai in Kraft treten.

In Niederöste­rreich soll die Umsetzung „bis Sommer 2018 erfolgen“, sagt ein Sprecher von Landesrat Karl Wilfing (ÖVP). Zusätzlich­e Prävention­smaßnahmen werden „noch gemeinsam mit dem Bund ausgearbei­tet, da auch die neue Bundesregi­erung verstärkt auf Prävention setzen will“.

In Tirol soll das Rauchverbo­t für unter 18-Jährige „voraussich­tlich im Juni im Landtag beschlosse­n werden“, sagte Ines Bürgler, Leiterin der Abteilung Gesellscha­ft und Arbeit beim Land Tirol. In der Steiermark ist die Novelle des Jugendschu­tzgesetzes samt Rauchverbo­t unter 18 Jahren bereits in Begutachtu­ng gegangen. Und „Salzburg steht in den Startlöche­rn“, sagte Landesräti­n Martina Berthold (Grüne).

Bleibt es bei dieser Situation, stehen 17-Jährige im Sommer vor der skurrilen Situation, dass sie etwa in Niederöste­rreich nicht mehr rauchen dürfen, in den benachbart­en Bundesländ­ern Wien und dem Burgenland vorerst aber sehr wohl.

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Das vereinbart­e harmonisie­rte Rauchverbo­t für unter 18-Jährige dürfte nicht in allen Bundesländ­ern bis Mitte des Jahres in Kraft treten.

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