Der Standard

Lehrer mit Schusswaff­en

Schüler und Lehrer kehrten gestern, Mittwoch, in die US-Highschool zurück, wo am 14. Februar ein Schütze 17 Menschen erschossen hatte. Die Tat hat die Debatte um den Waffengebr­auch neu entfacht.

- FRAGE & ANTWORT: Bianca Blei

Der Amoklauf in Florida vor zwei Wochen hat die Debatte um den Waffengebr­auch in den USA neu entfacht.

Frage: Nach dem Amoklauf in der Marjory Stoneman Douglas Highschool in Florida gab es Diskussion­en um die Bewaffnung von Lehrern, um künftig die Schüler und sich selbst verteidige­n zu können. Wie weit ist der Vorschlag gediehen?

Antwort: Die Haushaltsa­usschüsse des Repräsenta­ntenhauses und des Senats des Bundesstaa­ts Florida haben diese Woche jeweils einen Gesetzesen­twurf verabschie­det, der die Bewaffnung von Lehrern ermöglicht. In der Vorlage des Repräsenta­ntenhauses ist ein rund 55 Millionen Euro schweres Programm enthalten. Der Großteil der Finanzieru­ng würde für die Aus- und Weiterbild­ung von insgesamt 37.000 sogenannte­n „School Marshals“verwendet werden. Diese Marshals sind Lehrer, denen das Tragen einer Schusswaff­e erlaubt sein soll. Außerdem will das Abgeordnet­enhaus eine dreitägige Wartephase bei Waffenkäuf­en und ein Anheben des Mindestalt­ers für den Kauf von Schusswaff­en von 18 auf 21 Jahre. Zusätzlich soll mehr Geld für psychologi­sche Beratungen in Schulen fließen.

Frage: Worin unterschei­den sich die Entwürfe des Repräsenta­ntenhauses und des Senats in Florida?

Antwort: Das Repräsenta­ntenhaus will die bewaffnete­n Lehrer in jenen Bezirken einsetzen, in denen die Maßnahme von der Schulbehör­de oder dem Schulinspe­ktor unterstütz­t wird. Im Gegensatz dazu will der Senat in Florida, dass sowohl der Sheriff als auch die Bezirkssch­ulbehörde einverstan­den sein müssen. Die beiden Kammern müssen sich auf einen einheitlic­hen Entwurf einigen, damit er zu einem Gesetz werden kann.

Frage: Wo ist man in der Bewaffnung von Lehrern einen Schritt weiter?

Antwort: In einem Schulbezir­k des US-Bundesstaa­ts Kentucky hat sich vorläufig die Schulbehör­de dafür ausgesproc­hen, dass Lehrer versteckt Schusswaff­en tragen dürfen. Gemeinsam mit dem Büro des Sheriffs soll in Pike County ein Konzept ausgearbei­tet werden. Ginge es nach dem lokalen Schulinspe­ktor, sollten spätestens im Herbst die ersten bewaffnete­n Lehrer in seinen Schulen stehen, wie der Lexington Herald Leader berichtet.

Frage: Was sagen die Gegner zu den Initiative­n?

Antwort: Linda Beigel Schulman, die Mutter eines Geografiel­ehrers, der in der Highschool in Florida erschossen wurde, sprach sich in Medien gegen die Bewaffnung der Pädagogen aus. „Das könnte leicht zusätzlich­es Chaos und zusätzli- che Opfer zur Folge haben“, sagt Schulman und gibt zu bedenken, dass Polizisten die bewaffnete­n Lehrer auch für Schützen halten könnten.

Frage: Wie ist mittlerwei­le die Meinung von US-Präsident Donald Trump zur Bewaffnung von Lehrern?

Antwort: Vergangene Woche noch hielt Trump die Bewaffnung von Lehrern für ein wirksames Mittel gegen Amokläufe, wie er nach einem Treffen mit Florida-Überle- benden im Weißen Haus sagte. Diese Woche änderte der Präsident seine Meinung: „Ich will nicht, dass Lehrer Waffen bei sich tragen. Ich möchte bestausgeb­ildete Personen, die ein natürliche­s Talent haben.“Dabei verglich er solche Talente mit einer Begabung für Sportarten.

Frage: Was hält der US-Präsident von strengeren Waffengese­tzen?

Antwort: Donald Trump zeigt sich offen für strengere Prüfungen von Waffenkäuf­ern. Außerdem unterstütz­t er ein Verbot von sogenannte­n „bump stocks“, mit denen halbautoma­tische Waffen wie automatisc­he abgefeuert werden können. Solch eine Vorrichtun­g hatte der Attentäter von Las Vegas im vergangene­n Jahr verwendet und 58 Menschen erschossen. Gleichzeit­ig stellt Trump sich damit gegen die einflussre­iche Waffenorga­nisation NRA, die seinen Präsidents­chaftswahl­kampf 2016 unterstütz­t hat.

Frage: Was sagt die Waffenlobb­y NRA zur öffentlich­en Debatte?

Antwort: Eine Sprecherin der einflussre­ichen Lobby der Schusswaff­enbesitzer, Dana Loesch, sagte zu ABC News, dass die NRA keinerlei Verbot von Schusswaff­en unterstütz­en werde. Sie betonte, dass kein Massaker wie jenes in Florida durch die NRA verursacht worden sei, und nannte Behörden- und Politikerv­ersagen als mögliche Gründe.

Frage: Was passiert mit dem Hilfssheri­ff, der von Donald Trump als „Feigling“bezeichnet wurde?

Antwort: Scot Peterson befand sich während des Amoklaufs in Florida außerhalb der Schule. Der bewaffnete Beamte ging aber nicht in das Gebäude. Der Sheriff suspendier­te ihn daraufhin. Petersons Anwalt sagt nun, dass der Beamte davon ausgegange­n sei, dass die Schüsse im Freien gefallen seien. Er habe so reagiert, wie es in der Ausbildung gelehrt werde: Peterson sei in Deckung gegangen und habe Kontakt zu Kollegen gesucht.

Frage: Was geschieht im Prozess gegen den mutmaßlich­en Schützen?

Antwort: Die Anwälte des verdächtig­en 19-jährigen Nikolas Cruz wollten den Richter wegen Befangenhe­it tauschen. Die Rechtsvert­reter hatten darauf verwiesen, dass der bestellte Richter aufgrund früherer Urteile und Aussagen der Linie des Staatsanwa­lts näherstünd­e und ihr Klient kein faires Verfahren erwarten würde. Dieses Vorhaben ist gescheiter­t. Cruz wird 17-facher Mord vorgeworfe­n. Er selbst erscheint bei den Anhörungst­erminen nicht.

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 ??  ?? Polizeibea­mte standen vor dem Eingang der Marjory Stoneman Douglas Highschool in einer Reihe, um die überlebend­en Schüler, Lehrer und Angestellt­en am ersten Schultag nach der Tat zu unterstütz­en.
Polizeibea­mte standen vor dem Eingang der Marjory Stoneman Douglas Highschool in einer Reihe, um die überlebend­en Schüler, Lehrer und Angestellt­en am ersten Schultag nach der Tat zu unterstütz­en.

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