Der Standard

Orbán-Partei stoppt Anti- Soros-Kampagne

Nach regionaler Wahlschlap­pe ändert Fidesz Strategie vor den Parlaments­wahlen

- Gregor Mayer aus Budapest

Die unerwartet deutliche Niederlage bei einer Bürgermeis­terwahl im Südosten Ungarns hat der regierende­n rechtspopu­listischen Fidesz-Partei großen Schrecken eingejagt. Partei- und Regierungs­chef Viktor Orbán ordnete offenbar die sofortige Beendigung der Dämonisier­ung des US-Milliardär­s George Soros an. Bislang hatte diese das einzige Thema der Fidesz-Kampagne für die Parlaments­wahl am 8. April gebildet.

Laut einem Bericht der opposition­ellen Zeitung Magyar Nemzet soll die Parteizent­rale in Budapest strikte Weisung an die Fidesz-Abgeordnet­en und -Kandidaten erteilt haben, in den sozialen Medien „keinerlei negative, diffamiere­nde Materialie­n im Zusammenha­ng mit Soros zu posten“. Das Blatt bekam das interne Papier laut eigenen Angaben zugespielt.

Weniger Berichte

Fidesz-Fraktionsc­hef Gergely Gulyás dementiert­e die Existenz einer solchen Weisung. „Fidesz ist eine Partei, in der viele Mitglieder viele Meinungen zur Soros-Frage haben können“, sagte er dem Sender Hír TV. Dennoch fiel auf, dass die regierungs­abhängigen Medien seit Dienstag kaum mehr Berichte und Polemiken bringen, in denen Soros als „Organisato­r der Migration“angeprange­rt wird.

Der Schwenk trat ein, nachdem am letzten Sonntag der parteilose Péter Márki-Zay die vorgezogen­e Bürgermeis­terwahl in Hódmezövás­árhely überrasche­nd klar gegen den Fidesz-Kandidaten gewonnen hatte. Márki-Zay war von allen Opposition­sparteien von links bis rechtsradi­kal unterstütz­t worden. In Ungarn galt dies als „Testwahl“für den 8. April. Denn 106 von 199 Parlaments­sitzen werden in Form von Direktmand­aten vergeben. Breite Opposition­sabsprache­n könnten Fidesz ähnlich wie in Hódmezövás­árhely herbe Verluste zufügen.

Die Panik zeigte sich nach dem Wochenende im Kreis der Orbán bedienende­n Meinungsma­cher. Einige von ihnen begannen sich Asche aufs Haupt zu streuen. „Wir sollten mit dieser Soros-Suderei auf Volksschul­niveau aufhören“, meinte András Bencsik, Chefredakt­eur der regierungs­treuen Wochenzeit­ung Demokrata.

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Ungarns Premier Viktor Orbán hat aus Sicht der Wähler den AntiSoros-Bogen möglicherw­eise überspannt. Laut Medienberi­chten dürfte er nun auch darauf reagiert haben.

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