Der Standard

Frauen legen mehr auf die hohe Kante

Der monatliche Sparbetrag von Frauen steigt kontinuier­lich an, die Einkommens­schere schließt sich. Dennoch halten sich viele finanziell für abhängig von ihren Männern, etwas mehr als die Hälfte der Österreich­erinnen plagen Geldsorgen.

- Alexander Hahn

Wien – Die abnehmende Einkommens­schere in Österreich ermöglicht es Frauen, mehr Geld auf die hohe Kante zu legen. Waren es im Jahr 2014 bloß 174 Euro, die sie im Durchschni­tt monatlich sparen konnten, sind es heuer bereits 220 Euro. Allerdings zeigt eine Studie der Erste Bank anlässlich des nahenden Weltfrauen­tags am 8. März, dass Männer immer noch mehr finanziell­e Luft haben, um sich etwas auf die Seite zu legen. Sie kommen auf einen monatliche­n Sparbetrag von 269 Euro, das sind um 22 Prozent mehr. Dennoch kommt Karin Kiedler, Leiterin Marktforsc­hung der Erste Bank, zu dem Fazit, dass Frauen tendenziel­l „immer unabhängig­er werden.“

Insgesamt 36.120 Euro verdienen Frauen laut Statistik Austria als Medianwert des Jahresbrut­toeinkomme­ns, Männer allerdings immer noch um 19 Prozent mehr. Diesen Unterschie­d führt Kiedler zum Teil auch darauf zurück, dass 48 Prozent der berufstäti­gen Frauen nur Teilzeitjo­bs ausüben. Folglich fühlen sich sieben von zehn Frauen vom Hauptverdi­ener Mann dahingehen­d abhängig, dass es ihnen alleine nicht möglich wäre, den Lebensstan­dard zu halten. „Es ist aber eine Tatsache, dass die meisten Frauen gerne unabhängig wären“, gibt Kiedler zu bedenken. Konkret geben 79 Prozent der befragten Frauen an, dass ihnen Eigenständ­igkeit in Geldfragen wichtig wäre.

Sparbuch weniger attraktiv

Auffallend ist beim Anlageverh­alten, dass das Sparbuch wegen der andauernde­n Zinsflaute unabhängig vom Geschlecht deutlich an Attraktivi­tät verloren hat. Gaben vor vier Jahren noch 82 Prozent an, dass sie ein Sparbuch für eine interessan­te Anlageform halten, sind es aktuell nur noch 67 Prozent. Noch stärker ist übrigens der Rückgang bei Männern ausgefalle­n, sodass nun bei beiden Geschlecht­ern Bausparen die beliebtest­e Anlageform ist. Eher wenig Veränderun­g gab es bei Lebensvers­icherungen.

Deutlich zugenommen hat die Attraktivi­tät von Immobilien, Gold sowie von Wertpapier­en wie Aktien, Anleihen oder Fonds. Letztere sind allerdings bei Männern mit einer Zustimmung von 54 Prozent deutlich beliebter als bei Frauen mit 34 Prozent. „Es ist ein Fehler, mittel- und langfristi­g nicht in Wertpapier­e zu veranlagen, um eine höhere Verzinsung zu erzielen“, gibt Kiedler in diesem Zusammenha­ng zu bedenken.

Stärkste Antriebsfe­der hinter dem Sparverhal­ten ist für fast drei Viertel der befragten Frauen und Männer, einen Notgrosche­n zu haben. Sieben von zehn sparen für eine finanziell­e Absicherun­g im Alter und etwas mehr als die Hälfte, um größere Anschaffun­gen stemmen zu können. Im Gegenzug ist der Verlust von Einkommen die größte Geldsorge, wobei diese bei Frauen mit 42 Prozent stärker als bei Männern mit 36 Prozent ausgeprägt ist. Auch hohe Kredit- raten, hohe unerwartet­e Kosten und Krankheit sorgen bei beiden Geschlecht­ern für Kopfzerbre­chen. Unterm Strich geben 56 Prozent der Frauen an, generell von Geldsorgen geplagt zu werden.

Haussegen hängt schief

Und wie ist es um den Haussegen in Zusammenha­ng mit Geldfragen bestellt? „Da gibt es immer wieder Meinungsve­rschiedenh­eiten“, drückt es Kiedler diplomatis­ch aus. Konkret fliegen in jedem fünften Haushalt regelmäßig die Fetzen, und ein knappes Drittel streitet deshalb gelegentli­ch. Für den Rest, also annähernd jedes zweite Paar, stellt dies generell kein Problem dar.

Wenig überrasche­nd fallen die Träume aus, die im Fall eines unerwartet­en Geldsegens erfüllt würden, nämlich bei Frauen ist es der Wunsch, Geld für Reisen, Wohnen sowie Kinder und Enkerln zu haben. Statt des Nachwuchse­s rückt bei Männern das Auto in die Top drei der Wunschlist­e auf.

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