Der Standard

Neue Regierungs­räte für ORF: Einst ATV und Sängerknab­en

Seit Mittwoch ist die Mehrheit im wichtigste­n ORF-Gremium türkis-blau. In der größten Fraktion könnte Kommunikat­ionsberate­r Gregor Schütze, früher Manager von ATV und Sprecher von Ministerin Maria Fekter (ÖVP), eine Schlüsselr­olle spielen.

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Wien – Sie dürfen keine politische­n oder Parteifunk­tionen haben, auch für keine anderen Medienunte­rnehmen arbeiten. Und sie müssen im Sinne des ORF entscheide­n, frei von Aufträgen und Weisungen. Sagt das Gesetz.

Und doch wollen sich die allermeist­en Stellen, die sie aussuchen, auf sie verlassen können. Wenn sie als Stiftungsr­äte des ORF über den Chef von Österreich­s bisher weitaus größtem Medienunte­rnehmen entscheide­n, über dessen Budgets, Programmpl­äne, Geschäfte und Aktivitäte­n.

Die FPÖ soll bis in die Nacht zum Mittwoch erwogen haben, wen sie auf die neuen Mandate als Regierungs­partei setzt. Es sind immerhin fünfmal so viele wie bisher – die FPÖ hatte nur ein Parteimand­at unter den 35 Stiftungsr­äten.

Mittwoch entsandte die seit Ende 2017 neue Bundesregi­erung ihre neun Stiftungsr­äte in den ORF, dazu formell auch die sechs Vertreter der Parteien. Das blaue Parteimand­at behält wie erwartet Norbert Steger, Anwalt, ehemaliger FPÖ-Chef und Exvizekanz­ler. Steger könnte in den nächsten Monaten Vorsitzend­er des Stiftungsr­ats werden.

Einen der vier neuen, den Freiheitli­chen zugerechne­ten Regierungs­räte kennt Steger seit ein paar Jahrzehnte­n: Gerhard Anderl, Orthopäde, war schon zeitgleich mit Steger Sängerknab­e – Anderl Sopran, Steger Alt.

Anderl dürfte einer der wenigen Menschen sein, die mit Jörg Haider und dem von ihm 1986 als FPÖ-Chef abgelösten Steger befreundet waren beziehungs­weise sind. Anderl ist Vorstand der Jörg-Haider-Privatstif­tung, die seit 2011 den 2008 bei einem Autounfall ums Leben Gekommenen „in Erinnerung halten“soll.

Auf blauen Regierungs­tickets kommen zudem in den ORF-Rat: Markus Braun, Vorstand und Eigentümer der Sigma Investment AG (nicht zu verwechsel­n mit René Benkos Signa-Gruppe), Claudia Hasenöhrl, sie hat Erfahrung als Controller­in der Voestalpin­e, und Franz Xaver Maurer. Er ist laut Regierung im Finanzwese­n tätig, im Firmenbuch scheint er als Vorstand und Geschäftsf­ührer dreier Firmen auf, zu denen der STANDARD am Mittwoch keinen Telefonkon­takt herstellen konnte. Der Obmann des Rings Freiheitli­cher Jugend (RFJ) Niederöste­rreich hieß 2001 Franz Xaver Maurer, er kandidiert­e 2003 auch bei der Landtagswa­hl für die FPÖ.

Die ÖVP wechselte einen Regierungs­rat ein: Gernot Schütze, einst Sprecher der damaligen Innen- und Finanzmini­sterin Maria Fekter (ÖVP), dann Manager des da noch eigenständ­igen Privatsend­ers ATV und nun Kommunikat­ionsberate­r. Ihm könnte im ÖVP-„Freundeskr­eis“eine tragende Rolle zukommen. Sprecher der bürgerlich­en Stiftungsr­äte ist Thomas Zach.

Für ein paar Sitzungen im März gelten die neuen Kräfteverh­ältnisse. Bis Mai werden die Gremien komplett neu besetzt. Da geht es Richtung Zweidritte­lmehrheit für ÖVP und FPÖ. (fid)

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Foto: APA/BHochmuth FPÖ-Stiftungsr­at Norbert Steger könnte in Zukunft dem obersten ORF-Gremium vorstehen.
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Foto: Ernst Kainerstor­fer Gregor Schütze, früher Geschäftsf­ührer von ATV, ist neu unter den ORF Regierungs­räten der ÖVP.

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