Der Standard

Ungleiches Gegenüber

- Manuela Honsig-Erlenburg

Wahlkampfa­uftritte sagt Russlands Präsident Wladimir Putin krankheits­bedingt ab, für Sebastian Kurz nimmt er sich die Zeit. Viele österreich­ische Medien deuteten den Zeitpunkt des Kanzlerbes­uchs in Moskau als Ehre. Trotz aller Euphorie muss man sich aber im Klaren sein, dass Russland innerhalb Europas ein massiver Störfaktor ist, der mithilfe eines profession­ellen Propaganda- und Desinforma­tionsappar­ats Misstrauen und Unzufriede­nheit gegenüber der demokratis­chen Gesellscha­ftsordnung schürt. In der Ukraine hat Moskau auf der Krim und mit dem Stellvertr­eterkrieg im Osten Fakten geschaffen. Lösungsans­ätze für den Donbass sind seit drei Jahren ausständig.

Putin liegt daran, in Europa Verbündete zu finden. Er redet ungern mit Vertretern von Machtblöck­en, lieber bilateral. Da lässt sich Österreich als neutrales Land mit einer russlandfr­eundlichen Regierung gut einspannen. Um dem Eindruck entgegenzu­wirken, sich instrument­alisieren zu lassen, betonte Kurz, immer im Einklang mit der EU zu handeln. Wenn er Österreich­s Bereitscha­ft bekundet, sich an einer Uno-Mission in der Ostukraine zu beteiligen, ist das gut – sie wäre ein wichtiger Schritt zur Umsetzung des Minsker Abkommens zur Befriedung. Während der EURatspräs­identschaf­t hat Kurz Gelegenhei­t, als Teil des Machtblock­s EU – allen voran mit Deutschlan­d und Frankreich – Russland von einer Friedenstr­uppe zu überzeugen.

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