Druck auf slowakische Führung
Weitere Rücktrittsforderungen nach Journalistenmord
Bratislava/Wien – Der Mord am Journalisten Ján Kuciak sorgt in der Slowakei weiter für Schockwellen. Nachdem Kulturminister Marek Maďarič seinen Rücktritt angekündigt hat, wächst nun der Druck auf Innenminister Robert Kaliňák. Dieser war in der Vergangenheit häufig mit Korruptionsvorwürfen konfrontiert, Kritiker wollen ihn nun nicht an der Spitze des für die Ermittlungsbehörden zuständigen Ministeriums.
Kaliňák gehört der sozialdemokratischen Regierungspartei Smer von Premier Robert Fico an. Rücktrittsforderungen an Kaliňák kommen vom kleinen Regierungspartner, der liberalen Partei Most-Híd. Ein Most-Híd-Abgeordneter ist zudem aus der Fraktion ausgetreten, weitere könnten folgen.
Kuciak war in seiner letzten, unvollendeten Reportage einer Affäre nachgegangen, in der es um Verbindungen der italienischen Mafia zu höchsten Regierungskreisen in der Slowakei und um damit verbundenen EU-Subventionsbetrug gehen soll. Sieben Personen wurden verhaftet, darunter ein italienischer Geschäftsmann, der Beziehungen zu Ficos Assistentin hatte. Diese ist inzwischen „vorübergehend“aus dem Amt geschieden – genau wie ein Sekretär des Staatlichen Sicherheitsrats, der Kontakte zu den verdächtigen Italienern hatte.
Der 27-jährige Kuciak und seine Verlobte waren am Sonntag erschossen in ihrem Haus aufgefunden worden. Für Freitagabend waren in Bratislava und anderen slowakischen Städten Trauermärsche geplant.