Der Standard

Trump kehrt von der Kehrtwende zurück

Der US-Präsident überrascht­e seine Parteifreu­nde und die mächtige Waffenlobb­y NRA mit der Ansage, die Waffengese­tze verschärfe­n zu wollen. Einen Tag später dürfte er seine Meinung aber bereits wieder geändert haben – nach einem Treffen mit der NRA.

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Washington/Wien – Schärfere Waffengese­tze oder doch nicht? USPräsiden­t Donald Trump hatte die vergangene­n Tage – einmal mehr – eine Kehrtwende vollzogen, um, so scheint es zumindest, wieder zu seiner ursprüngli­chen Position zurückzuke­hren.

Begonnen hatten die Irritation­en am Mittwoch, etwa zwei Wochen nach dem Schulmassa­ker mit 17 Toten in Parkland in Florida, als Trump zur großen Überraschu­ng seiner republikan­ischen Parteifreu­nde Verschärfu­ngen der Waffengese­tze in Erwägung zog. Bei einer live im Fernsehen übertragen­en Sitzung mit Kongressmi­tgliedern forderte er unter anderem genauere Überprüfun­gen potenziell­er Waffenkäuf­er und die Erhöhung des Mindestalt­ers für den Kauf von Gewehren auf 21 Jahre. Auch für ein Verbot von halbautoma­tischen Waffen zeigte sich der US-Präsident offen.

Bis dahin war er in Sachen Waffenrech­t meist auf einer Linie mit seiner Partei und der einflussre­ichen US-Waffenlobb­y NRA. So sorgte er für Aufsehen, als er vorschlug, Lehrer zu bewaffnen, damit diese sich und die Schüler im Falle eines Angriffs besser verteidige­n können – etwas, was die NRA schon seit Jahren fordert.

Ein „großartige­s“Treffen

Einen Tag nach der Kehrtwende, so hieß es, würde Trump Details zu den angekündig­ten Verschärfu­ngen verkünden. Stattdesse­n aber erklärte er via Twitter, er habe mit der NRA ein „großartige­s“Treffen im Weißen Haus gehabt. Mehr gab er zunächst nicht bekannt, dafür erklärte NRAExekuti­vdirektor Chris Cox eben- falls über Twitter, der US-Präsident und sein Vize Mike Pence „unterstütz­en“das in der Verfassung festgeschr­iebene Recht auf Waffenbesi­tz; eine Waffenkont­rolle komme für sie nicht infrage. Die New York Times vermutete daher, die NRA habe lediglich einen Tag gebraucht, um Trump wieder auf Linie zu bringen.

Trumps Sprecherin Sarah Sanders ließ am Freitag die Frage offen, ob der Präsident nun definitiv seine Meinung wieder geändert habe. Auf die Frage, ob er der NRA irgendwelc­he Verspreche­n gemacht habe, sagte sie: „Nur, dass er weiterhin den zweiten Verfassung­szusatz unterstütz­t.“

Am Donnerstag erklärten auf alle Fälle mehrere republikan­ische Senatoren wie etwa John Kennedy, eine Verschärfu­ng der Waffengese­tze sei ungeachtet der Worte des US-Präsidente­n nicht in Sicht. Die Amerikaner hängen „leidenscha­ftlich“an ihrem Recht, Waffen zu besitzen, betonte Kennedy. Sein Parteikoll­ege Pat Toomey erklärte: „Ich denke, es gibt über diesen Präsidente­n ein altes Sprichwort: ‚Nimm ihn ernst, aber nicht unbedingt beim Wort.‘“

Chuck Schumer, Minderheit­sführer der Demokraten im Senat, wollte die Hoffnung am Donnerstag nicht aufgeben, dass Trumps Schwenk weiter gilt. „Die nächsten Tage werden zeigen, ob die Worte des Präsidente­n nur eine kurze Abweichung waren – ich hoffe nicht“. Am Freitag fügte er hinzu: „Der Präsident sollte seinen Instinkten folgen und nicht der NRA. Er weiß instinktiv, dass es das Richtige ist, weil es Zehntausen­de Leben retten würde und drei Viertel der Amerikaner dafür sind.“(ksh, Reuters)

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Eine vielleicht nicht ganz dezente Werbung der NRA anlässlich ihres eigenen Kongresses im vergangene­n April in Atlanta.

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