„Ich wollte schon immer bei den ganz Großen dabei sein“
Die ehemalige Grünen-Chefin Eva Glawischnig will als „Verantwortungsmanagerin“die Regeln mitbestimmen und Konzernvertreter auf ihren Kurs einschwören. Als Lobbyistin für Novomatic sieht sie sich nicht.
INTERVIEW:
STANDARD: Warum haben Sie sich dazu entschlossen, zu dem Glücksspielkonzern Novomatic zu wechseln? Glawischnig: Die Industrie hat mich interessiert, ich wollte schon immer bei den ganz Großen dabei sein. Ich kann gleich sagen: Am Gehalt lag es nicht, denn in der Politik habe ich mehr verdient.
STANDARD: Waren noch Konzerne im Gespräch? Glawischnig: Ich habe noch mit zwei bis drei anderen Konzernen gesprochen, die Namen möchte ich aber nicht nennen. Nur so viel: Die Empörung wäre wahr-
andere scheinlich die gleiche gewesen. Aber ich kann ja jetzt auch keinen Windpark managen.
STANDARD: Die Grünen haben sich früher oft kritisch gegenüber Novomatic geäußert. Haben Sie jetzt die Seiten gewechselt? Glawischnig: Man kann Glücksspiel nicht verbieten, aber mit strengen Regeln funktioniert es. Ich glaube, dass man bei der Entwicklung am besten mitbestimmen kann, wenn man selbst in einem der großen Tanker sitzt.
STANDARD: Sind Sie jetzt Lobbyistin für Novomatic? Glawischnig: Nein. Von den Kontakten zur Politik kann ich natürlich trotzdem profitieren. Ich werde versuchen, den Austausch und Dialog mit Stakeholdern zu pflegen. Transparenz ist dabei aber sehr wichtig.
STANDARD: Was sind Ihre Aufgabenbereiche im Konzern? Glawischnig: Ich sehe mich als Verantwortungsmanagerin. Es geht darum, eine einheitlichere rechtliche Regulierung im Glücksspielbereich durchzusetzen und weiter gegen das illegale Glücksspiel vorzugehen. Aber auch bei der Ökologie möchte ich weiterkommen.
STANDARD: Was heißt das konkret? Glawischnig: Das heißt, etwa bei der Umweltzertifizierung stärker anzusetzen und auch die Energieeffizienz des Konzerns zu erhöhen. STANDARD: Haben Sie selbst schon einmal am Automaten gespielt? Glawischnig: Ich wollte mich damals als Politikerin einmal in Niederösterreich registrieren lassen. Allerdings war das als sogenannte politically exposed person, also als eine in der Öffentlichkeit stehende Person, schwierig. Schlussendlich hat man mir aber doch eine Genehmigung erteilt.
STANDARD: Was passiert nächsten Monaten? Glawischnig: Ich werde auf Tour gehen und die unternehmerischen Kulturen des Konzerns in anderen Ländern beobachten. Dann werden wir Listen an Themen erstellen, wo wir als Erstes ansetzen wollen.
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EVA GLAWISCHNIG (49) war bis 2017 achteinhalb Jahre Chefin der Grünen und von 1999 bis 2017 Abgeordnete zum Nationalrat für die Partei.