Der Standard

„Ich wollte schon immer bei den ganz Großen dabei sein“

Die ehemalige Grünen-Chefin Eva Glawischni­g will als „Verantwort­ungsmanage­rin“die Regeln mitbestimm­en und Konzernver­treter auf ihren Kurs einschwöre­n. Als Lobbyistin für Novomatic sieht sie sich nicht.

- Jakob Pallinger

INTERVIEW:

STANDARD: Warum haben Sie sich dazu entschloss­en, zu dem Glücksspie­lkonzern Novomatic zu wechseln? Glawischni­g: Die Industrie hat mich interessie­rt, ich wollte schon immer bei den ganz Großen dabei sein. Ich kann gleich sagen: Am Gehalt lag es nicht, denn in der Politik habe ich mehr verdient.

STANDARD: Waren noch Konzerne im Gespräch? Glawischni­g: Ich habe noch mit zwei bis drei anderen Konzernen gesprochen, die Namen möchte ich aber nicht nennen. Nur so viel: Die Empörung wäre wahr-

andere scheinlich die gleiche gewesen. Aber ich kann ja jetzt auch keinen Windpark managen.

STANDARD: Die Grünen haben sich früher oft kritisch gegenüber Novomatic geäußert. Haben Sie jetzt die Seiten gewechselt? Glawischni­g: Man kann Glücksspie­l nicht verbieten, aber mit strengen Regeln funktionie­rt es. Ich glaube, dass man bei der Entwicklun­g am besten mitbestimm­en kann, wenn man selbst in einem der großen Tanker sitzt.

STANDARD: Sind Sie jetzt Lobbyistin für Novomatic? Glawischni­g: Nein. Von den Kontakten zur Politik kann ich natürlich trotzdem profitiere­n. Ich werde versuchen, den Austausch und Dialog mit Stakeholde­rn zu pflegen. Transparen­z ist dabei aber sehr wichtig.

STANDARD: Was sind Ihre Aufgabenbe­reiche im Konzern? Glawischni­g: Ich sehe mich als Verantwort­ungsmanage­rin. Es geht darum, eine einheitlic­here rechtliche Regulierun­g im Glücksspie­lbereich durchzuset­zen und weiter gegen das illegale Glücksspie­l vorzugehen. Aber auch bei der Ökologie möchte ich weiterkomm­en.

STANDARD: Was heißt das konkret? Glawischni­g: Das heißt, etwa bei der Umweltzert­ifizierung stärker anzusetzen und auch die Energieeff­izienz des Konzerns zu erhöhen. STANDARD: Haben Sie selbst schon einmal am Automaten gespielt? Glawischni­g: Ich wollte mich damals als Politikeri­n einmal in Niederöste­rreich registrier­en lassen. Allerdings war das als sogenannte politicall­y exposed person, also als eine in der Öffentlich­keit stehende Person, schwierig. Schlussend­lich hat man mir aber doch eine Genehmigun­g erteilt.

STANDARD: Was passiert nächsten Monaten? Glawischni­g: Ich werde auf Tour gehen und die unternehme­rischen Kulturen des Konzerns in anderen Ländern beobachten. Dann werden wir Listen an Themen erstellen, wo wir als Erstes ansetzen wollen.

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EVA GLAWISCHNI­G (49) war bis 2017 achteinhal­b Jahre Chefin der Grünen und von 1999 bis 2017 Abgeordnet­e zum Nationalra­t für die Partei.

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