Der Standard

Ein Politiker, ein Arzt und ein „Querdenker“

Unter österreich­ischen Rednern in Aistershei­m ist auch Grazer FP-Vizebürger­meister

- Colette M. Schmidt

Wien – Neben einigen internatio­nalen, eher nur der einschlägi­gen Community bekannten Gästen, die das idyllische Wasserschl­oss Aistershei­m am Samstag besuchen – der Standard berichtete –, gibt es auch eine Reihe von Österreich­ern, die auf der Gästeliste des rechtsextr­emen Kongresses „Verteidige­r Europas“stehen. Manche von ihnen sind sogar einer breiteren Masse bekannt.

So zum Beispiel der Grazer Vizebürger­meister Mario Eustacchio (FPÖ). Dass der Stadtpolit­iker selbst eine einschlägi­ge Vergangenh­eit hat, die er – ganz in blauer Tradition – gern als Jugenddumm­heit abtut, ist hinlänglic­h bekannt. Doch auch in jüngerer Vergangenh­eit marschiert­e der 53-jährige Burschensc­hafter der Verbindung Stiria, der sich auch in seinem Arbeitsumf­eld gern mit Burschensc­haftern umgibt, mit den Identitäre­n mit.

Beim Kongress, der in seiner letzten Auflage vor zwei Jahren mit dem heutigen Innenminis­ter Herbert Kickl einen prominente­ren FPÖ-Politiker als Ehrengast hatte, ist Eustacchio auch als Red- ner angesagt. Zumindest auf der Website der Veranstalt­er.

Ein weiterer mehr oder weniger Bekannter aus der Politszene ist der Internist und ehemalige Team-Stronach- und ÖVP-Abgeordnet­e Marcus Franz. In der rechten Szene wurde der Mediziner immer wieder für seine kontrovers­en Aussagen geschätzt.

Seine Theorien über die Kinderlosi­gkeit der deutschen Kanzlerin Merkel oder seine Verteidigu­ng des „Pograpsche­ns“zur Untersuchu­ng des weiblichen Gesäßes sorgten andernorts für Kopfschütt­eln und Empörung. Auf der Agenda des Kongresses wird er als einer der „hochkaräti­gen“Referenten angeführt.

Antisemiti­smus in Hochglanz

Unter den Aussteller­n, Verlegern, Vereinen und Publiziste­n, die das Vernetzung­streffen mit ihrer Anwesenhei­t beehren, ist auch der Chefredakt­eur der Gratiszeit­schrift Alles roger?, Roland Hofbauer. Das Blatt, das sich selbst als „Querformat für Querdenker“präsentier­t, gibt sich an der Oberfläche als Mischung aus Lifestyle- und Society-Magazin, verbreitet aber in Berichten und Interviews altbekannt­e antiamerik­anische und antisemiti­sche Verschwöru­ngstheorie­n. Etwa habe die USA den IS gegründet, um mit „Flüchtling­sströmen“gezielt Europa zu destabilis­ieren. Das Heft, das etwa in Fast-Food-Ketten auflag, verbreitet somit auch unter Jugendlich­en problemlos antisemiti­sche Inhalte. Ebenso fehlten die üblichen Verschwöru­ngstheorie­n über die angebliche dunkle Weltmacht der Rothschild­s, die als Synonym für Juden eingesetzt werden, auf den bunten Seiten der Publikatio­n zwischen Extremspor­tlern und BPromis nicht.

Hofbauer zeigt auch auf seiner persönlich­en Facebook-Seite deutlich, wes Geistes Kind er ist: So postete er etwa einen IS-Terroriste­n, der mit der einen Hand ein großes Messer hält, mit dem er drauf und dran ist, die ganze Welt zu köpfen, während er mit der anderen Hand einen Geldsack empfängt. Der Arm mit dem Geldbeutel ist – wenig subtil – mit einer US-Flagge und einem Davidstern markiert. Was Hofbauer im Wasserschl­oss referieren wird, geht aus der Kongress-Homepage nicht hervor.

Newspapers in German

Newspapers from Austria