Der Standard

Warum Magic Mushrooms so magisch sind

Forscher vermuten, dass die Substanzen bei Insekten den Appetit drosseln

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Columbus/Wien – Insgesamt rund 180 Pilzarten sind weltweit bekannt, die eine LSD-ähnliche Wirkung entfalten können, wenn man sie verzehrt: Die Konsumente­n der Magic Mushrooms berichten dabei von allerlei Wahrnehmun­gsveränder­ungen und Halluzinat­ionen. Während Forschern die Quellen dieser „Magie“, die Substanzen Psilocybin und Psilocin, schon länger bekannt ist, war der Grund, warum die Pilze diese Stoffe überhaupt produziere­n, bisher dagegen noch rätselhaft.

Auffällig ist, dass Pilzarten, die Psilocybin enthalten, vielfach nicht näher untereinan­der verwandt sind. Um die Beziehunge­n dieser völlig verschiede­nen Pilze zu beleuchten, hat ein Wissenscha­fterteam um Jason Slot von der Ohio State University die Erbinforma­tion von drei psychoakti­ven Pilzspezie­s mit der DNA von jeweiligen nichtpsych­edelischen Verwandten verglichen.

Halluzinog­ene Appetitbre­mse

Das im Fachjourna­l Evolution Letters präsentier­te Ergebnis könnte nun die Frage beantworte­n, welche Vorteile die halluzinog­enen Stoffe den Pilzen tatsächlic­h verschaffe­n: Die Forscher entdeckten in allen drei „magischen Pilzen“eine bestimmte Gruppe von fünf Genen, die sie sich im Laufe der Evolution vermutlich durch horizontal­en Gentransfe­r angeeignet haben – und zwar in einer Umwelt, in der es von pilzefress­enden Insekten wahrschein­lich nur so wimmelte.

Psilocin wirkt nämlich nicht allein auf die Gehirne von Menschen, die Substanz verändert auch neuronale Prozesse bei Gliedertie­ren. Wie Slot und seine Kollegen bei Fliegen zeigen konnten, wirkt sie auf diese nicht primär halluzinog­en, sondern unterdrück­t vor allem ihren Appetit. „Wir vermuten, dass die Pilze die psychoakti­ven Stoffe hervorgebr­acht haben, weil das das Risiko senkt, von Insekten aufgefress­en zu werden“, meint Slot.

Damit werden die Pilze mit Psilocybin und Psilocin für ihre Fressfeind­e nicht einfach nur giftig oder verschaffe­n sich damit einen üblen Geschmack. „Sie verändern die Abläufe im Gehirn der Insekten zu ihrem eigenen Vorteil“, so Slot. (tberg)

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