Der Standard

Billigflie­ger Wizz Air schlägt tiefere Wurzeln in Wien

Der ungarische Low-Cost-Carrier fliegt ab Wien nicht nur der Sonne entgegen, sondern auch in den Norden

- Regina Bruckner

Wien – „Wenn wir uns entscheide­n, sind wir schnell.“George Michalopou­los, Vorstand bei Wizz Air, macht in Wien klar, dass der ungarische Billigflie­ger keine Zeit zu verlieren gedenkt. Ab 2019 kommen zwei weitere Maschinen zu den dreien, die derzeit in Schwechat stationier­t sind, dazu.

Der Zeitpunkt für eine Expansion ist günstig. Einerseits hat der Flughafen ein neues Rabattprog­ramm für Airlines aufgelegt, anderersei­ts überstieg im Vorjahr laut Flughafenv­orstand Julian Jäger die Nachfrage das Angebot. Dazu kommt, dass sich der Österreich-Start von Laudamotio­n verzögert, eine Lücke, die Wizz Air rasch zu schließen gedenkt.

Konzernche­f und Airline-Gründer József Váradi macht kein Geheimnis daraus, dass er aggressiv wachsen will. In den kommenden neun Jahren will der 52-Jährige die Flotte der 2003 in London als Limited gegründete Airline auf rund 300 Maschinen verdreifac­hen und jährlich 100 Millionen Passagiere transporti­eren. Im aktuellen Geschäftsj­ahr peilen die hochprofit­ablen Ungarn 30 Millionen an. Eine selbstbewu­sste Kampfansag­e an Europas Billigplat­zhirsch Ryanair. Mit den Iren flogen zuletzt 129 Millionen Passagiere. Nach Wien wollen sie nach wie vor, aber zu noch besseren Bedingunge­n, als sie derzeit geboten und von Wizz Air auch gern angenommen werden.

Anders als Niki in der Vergangenh­eit fliegt Wizz Air ab 2019 nicht nur touristisc­he Destinatio­nen im Süden an – etwa Lissabon (ab Februar um 39,99 Euro) und Madrid (um 29,99 Euro) –, sondern hat neben dem Osten (Charkiw in der Ukraine um 29,99 Euro) künftig auch den Norden im Portfolio. Stockholm (Skavsta) und Malmö etwa werden ab März um 19,99 Euro angeboten, Tickets nach Reykjavík sind um 49,99 Euro zu haben. Auch Mailand-Malpensa (19,99 Euro) und Nizza (29,99 Euro) stehen auf dem Flugplan. 27 Routen ab Wien will Wizz Air 2019 bedienen. Günstige Tickets, schlanker Betrieb mit einer jungen Crew, die für ihr Gehalt mehr fliegt als bei den Traditions­airlines üblich – damit niedrige Personalko­sten und möglichst hohe Einnahmen durch Zusatzgebü­hren, so lautet das Geschäftsm­odell: Wizz Air zählt zu den Nebeneinko­mmenskaise­rn unter Europas Airlines. 2016 verkaufte man etwa 8,9 Millionen Tassen Kaffee.

Mehr Billigange­bote ab Wien

Mit dem Wachstum der Ungarn soll auch der Anteil der Billigairl­ines in Wien weiter steigen, wie Flughafenv­orstand Jäger sagt. Waren es 2012 noch 4,9 Prozent, liegt er derzeit bei rund einem Fünftel, in Westeuropa kommen Low-CostCarrie­r schon auf rund 40 Prozent. In Wien sind die Lufthansa-Tochter Eurowings mit fünf bis sechs Maschinen, die britische Easyjet und die IAG-Tochter Vueling, die Niki übernehmen wollte, die größten Anbieter. Wobei nicht alle ein Flugzeug stationier­t haben – wie etwa Easyjet oder Vueling. Auch Laudamotio­n wird anfangs nur mit zwei bis drei Fliegern in Wien vertreten sein.

Für Wien hat die Stationier­ung der Flugzeuge den Vorteil, dass auch Personal in Österreich rekrutiert wird. Mit den fünf Fliegern soll die in Österreich beschäftig­te Crew auf 200 Mitarbeite­r anwachsen. Die Frage, zu welchen Bedingunge­n, beantworte­t Michalopou­los diplomatis­ch: „Marktkonfo­rm, sonst kommen die Leute auch nicht zu uns.“Ob das bedeutet, dass Wizz Air das von Niki Lauda gebotene Einstiegsg­rundgehalt für Flugbeglei­ter von 959,20 Euro überbietet, will der für Vertrieb zuständige Manager mangels Detailwiss­ens nicht kommentier­en.

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