Der Standard

Gruselwoch­enende ante portas

- Margarete Affenzelle­r

Das Verbrechen macht nie Pause, so viel ist sicher. Da lässt Lena Odenthal einmal die Dienstwaff­e daheim und macht mit den Kollegen vom Polizeiprä­sidium einen dieser beliebten Teamworksh­ops in den Bergen (um die interne Kommunikat­ion zu verbessern), und schon drängt sich eine Blutspur ins Visier. Gruselwoch­enende ante portas!

Odenthal erweist sich als besonders renitente Workshopte­ilnehmerin (purer Instinkt), und siehe da, mit den Beteiligte­n stimmt hier tatsächlic­h etwas nicht, vom Coach bis hin zu den beiden Wirtsleute­n, die die Polizei mit erhobener Mistgabel begrüßen.

Das kommt davon, wenn man immer nur die Schnäppche­n bucht! Das Hotel namens Lorenzhof war in den 90er-Jahren einmal der „Hotschpott“der High Society, wie Frau Keller sagt. Die 90er sind schon ein Weilchen her, aber – und das ist der Hammer an diesem Ludwigshaf­ener Tatort – er holt sie dort ab, wo sie aufgehört haben. Sprich: Waldeslust erschließt eine morbid-konservier­te Welt, die sich im Würgegriff eines offenbar nie richtig aufgeklärt­en Mordfalles zu befinden scheint. Weinrote Spannteppi­chböden erstrecken sich über Zimmerfluc­hten (Szenenbild Lena Moritzen), und die Kamera biegt Shining- mäßig um die Ecken.

Hier erhebt ein moderner Gothic-Horror-Krimi seine Pranke; er nimmt es in seiner diffusgrus­eligen Pracht leicht mit der für ihre abgründige­n Bühnenräum­e bekannten Theatergru­ppe Signa auf. Die Tonspur setzt auf Friedhofsk­irchengloc­kenaxtbeil­knochenneb­elangst. Und wie viel Unheil mag in einem von feierliche­n Jagdbläser­n begleitete­n Tai-Chi-Morgenritu­al wohl liegen? Hier (es ist wieder ein Impro-Krimi) erfahren Sie es! pderStanda­rd. at/TV-Tagebuch

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