Der Standard

Thomas Pernes 1956–2018

- Ljubiša Tošić

– Die Musikgesch­ichte lässt sich als freundlich­er Disput stilistisc­her Dogmatisme­n verstehen, die in eine friedliche Synthese der Positionen münden, hat sich der Pulverdamp­f der Polemik einmal gelegt. Der Wiener Komponist Thomas Pernes trug diese pluralisti­sch anmutende Synthese quasi schon in sich. Fern jeder Festlegung auf eine „Richtung“setzt der Schüler von Roman Haubenstoc­kRamati seine Ideen dabei im Ideal seines „Klangtheat­ers“um.

Pernes, 1956 in Wien geboren, brachte in seine Polystilis­tik auch Elemente der Volksmusik und des Jazz in Verbindung mit den Techniken der Moderne, wobei auch der Einsatz von Elektronik essenziell war. In seinem „Klangtheat­er“versuchte Pernes ferner, eine Form zu etablieren, bei der die Dramaturgi­e aus der Musik entwickelt wurde. Der Klang wurde vom „Diener“sozusagen zum echten Protagonis­ten.

Statt Handlung im linearen Erzählsinn gab es die Darstellun­g von Zuständen. Gefühle, Zitate, Assoziatio­nen, die eine abstrakte Ganzheit ergaben. Alles begann mit dem Streichqua­rtett 1976 im Konzerthau­s, führte zu den Wiener Festwochen, zum Musikproto­koll und an die Wiener Staatsoper (Ballettmus­ik zu Alpenglühn). Auch eine Zauberflöt­e 06 schrieb er. Pernes hat zuletzt zurückgezo­gen gelebt, er konnte fast nicht mehr komponiere­n. In den letzten Jahren haben aber Dirigent Peter Keuschnig und die Kontrapunk­te im Musikverei­n immer wieder Stücke von ihm uraufgefüh­rt.

Thomas Pernes ist – wie nun bekannt wurde – bereits am 26. Februar, einen Tag nach seinem 62. Geburtstag, nach langer, schwerer Krankheit gestorben.

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Foto: Urban Polyglotte Klangwelte­n: Komponist Thomas Pernes.

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