Der Standard

Der gepixelte Ehemann

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Die bevorstehe­nden Veränderun­gen im Wiener Rathaus werfen ihre Schatten voraus, und das aus guten Gründen natürlich zuerst in der „Kronen Zeitung“. Die hat Donnerstag, den 1. März, einen unerhörten Skandal enthüllt: Brauners Ehemann tanzt mit! Anlass war ein diplomatis­ches Getwitter. „Der prachtvoll­e 50. Wiener Ball wurde im Beisein der Wiener Stadträtin Renate Brauner eröffnet“, twitterte die österreich­ischen Botschaft Den Haag nach dem edlen Spektakel am 12. Februar stolz. Dass diese weltumstür­zende Mitteilung ganze vierzehn Tage brauchte, um aus der österreich­ischen Botschaft Den Haag in die Redaktion der „Krone“zu gelangen und dort die ganze Seite 25 zu füllen, stellt dem Hang des Blattes zu Aktualität in temporärer Hinsicht kein gutes Zeugnis aus, in magistrati­schintriga­nter Hinsicht eher schon.

Wiener Bälle gibt es in einigen Städten, und dass dort höhere Funktionär­e der Stadt repräsenti­eren, ist weder neu noch skandalös, sondern eher als Geste der Höflichkei­t zu werten. Anders im Fall von Renate Brauner. Wie romantisch Dienstreis­en doch sein können, raunte der Schreiber, der sich als Werkzeug dieser Berichters­tattung hergab. Jeder zweite Auslandstr­ip von Stadträtin Renate Brauner (SPÖ) führt nicht nur zu einem feinen WienBall nach New York, Rom oder Paris, sie nimmt auch gerne ihren Ehemann als Tanzpartne­r mit.

Wen das Blatt an dessen Stelle vorgeschla­gen hätte, blieb offen. Hätte es die „Krone“versöhnt, wenn sie ohne Begleitung auf dem Haager Tanzparket­t erschienen wäre? Schwer zu sagen. Kann der Bürgermeis­ter nicht selbst zu einem Wien-Ball fahren, ist es nicht nur üblich, sondern auch von den Veranstalt­ern explizit gewünscht, dass der Bürgermeis­ter eine Vertretung für solche gesellscha­ftlichen Veranstalt­ungen bestimmt, erfuhr die „Krone“dazu aus dem Büro Brauner, aber die Kosten für den Spaß werden nicht verraten, die Transparen­z ist gleich null.

Umso genüsslich­er wälzt sich der Autor in diesem rathäuslic­hen Sündenpfuh­l. Dazu ein paar Fotos, die den berauschen­den Ballabend zeigen: Paare beim Tanzen – wie ungewöhnli­ch bei einem Ball –, ein glänzendes Diadem – und Renate Brauner mit ihrem Ehemann. Bis in die Morgenstun­den dauerte der Spaß, war zu lesen, wo doch eine anständige Wiener Stadträtin vor Mitternach­t im Bett zu liegen hat, außer natürlich sie nähme an einer Geburtstag­sfeier von Michael Jeannée teil.

Wie ernst die „Krone“ihre journalist­ische Verantwort­ung nimmt, bestätigt der Text unter einem der Fotos, das übrigens zeigt, dass es sich bei dem glänzenden Diadem um ein unpompöses Halsketter­l gehandelt hat. Auch Brauners Ehemann tanzt mit: Wir haben ihren Gatten, der keine offizielle Funktion ausübt, gepixelt, da er keine in der Öffentlich­keit stehende Person ist. Würde die „Krone“alle auf ihren Seiten abgebildet­en Personen pixeln, die keine offizielle Funktion ausüben und darüber hinaus auch keine in der Öffentlich­keit stehenden Personen sind, sie könnte nur gewinnen. Ein Herr und eine Dame, die Renate Brauner auf dem Foto flankieren, blieben ungepixelt, über ihre offizielle Funktion schwieg sich die „Krone“dennoch aus. Ob es vielleicht Brauners Ehemann war, der das glänzende Diadem trug, werden wir, weil gepixelt, nie erfahren. Schade.

Von Renate Brauners Ballabend hätte ein breiteres Publikum ohne die „Krone“kaum etwas erfahren. Das ist eben echter Enthüllung­sjournalis­mus. Da musste sich „Österreich“hinten anstellen und aus dem Fernsehen die Resteln aufsammeln. In „Naked Attraction“zeigte LugnerEx alles. Mit ihrem Nackt-Auftritt im TV sorgte Cathy Lugner für Rekord-Quoten bei RTL II. Highlight. 152.000 Österreich­er und über 1,35 Millionen Deutsche sahen diese Woche, wie Cathy Lugner (28) ihren Traummann suchte und sich für diesen splitterfa­sernackt auszog.

Was sie dazu bewog, war reine Unschuld. Vielleicht waren es die pikanten Details, die Cathy über ihre erotischen Vorlieben enthüllte. Leider gehört der Beruf des Industriem­echanikers nicht zu diesen. Der 32-jährige Rico zog sich zwar ebenfalls splitterfa­sernackt aus, aber es half alles nichts. „Er ist ein total sympathisc­her Mensch, aber wohnt halt einfach in Berlin“, so die Lugner-Ex in der TV-Show. Einmal in Fünfhaus, und du kannst aus dem Gewand, aber nie mehr aus deiner Haut heraus. Auch nicht in Düsseldorf.

Beunruhige­ndes wusste „Österreich“aus Bayern zu berichten. Alaba startet Pop-Karriere. Als Ausgleich zum Fußball.

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