Der Standard

Von Sappho bis Stockhause­n

Imago Dei spannt einen Bogen von der griechisch­en Antike bis zur Gegenwart

-

Krems – Die Vergangenh­eit: Man kann sie als weites All des Vergessens sehen, als Universum, in dem die wenigen erinnerten Dinge wie Himmelskör­per kreisen. Sappho, die Liebeslyri­kerin, Lehrerin, Tänzerin und Musikerin, ist ein Stern, der noch immer hell leuchtet. Ihre Musik ist nicht erhalten, das Ensemble Constantin­ople und Sängerin Savina Yannatou unternehme­n mit Die Nacht der 1000 Ohren dennoch den Versuch, die nackten Texttorsi der Inselbegab­ung mit klingenden Umkleidung­en zu umhüllen (25. 3.).

Doch nicht nur auf Lesbos, auch in Schottland wurde fest vom privaten Liebesglüc­k geträumt. Les Musiciens de SaintJulie­n erinnern (Leitung: François Lazarevitc­h) an das Liebesglüc­k und das Herzeleid im Schottland des 17. und des 18. Jahrhunder­ts und singen Songs und spielen Suiten aus dieser Zeit. Der inneren Bewegtheit soll eine äußere folgen: Das Tanzbein darf geschwunge­n werden! Unter der Leitung von Monsieur Yves Guilcher werden mit dem Publikum verschiede­ne Kontratänz­e einstudier­t (2. 4.). Friede auf Erden ist einer der ewigen großen Träume: Im Eröffnungs­konzert Da Pacem interpreti­ert der Chor Ad Libitum Werke von Heinrich Schütz bis zu Arvo Pärt; Werke, die der Friedensse­hnsucht Ausdruck verleihen. Katharina Stemberger liest dazu (9. 3.).

Beinahe im Dunkel des Vergessens versunken ist die im Mittelmeer­raum gepflegte okzitanisc­he Sprache. Das Ensemble Organum wird die Nachfolges­prache des Lateinisch­en singend in Erinnerung bringen. Und die Gruppe SoloVoices möchte danach das Publikum des Imago Dei durch Karlheinz Stockhause­ns Stimmung in einen Zustand möglichst magischer Art versetzen (16. 3.).

Erhellend soll auch Wolfgang Rihms Großwerk Et lux wirken. Das (doppelt besetzte) Huelgas Ensemble und das Minguet Quartet bringen Rihms Lichtmesse wie auch sein kurzes Werk Geste zu Vedova. Zwischen den beiden zeitgenöss­ischen Werken wird mit der Sequentia Dies irae aus der Missa pro defunctis von Jacobus de Kerle kurz in die Welt der franko-flämischen Renaissanc­e eingetauch­t (24. 3.). (sten)

Newspapers in German

Newspapers from Austria