Der Standard

Lichtscheu­er Bursche

Ein zweiter Brief an den Grazer Unirat Alois Gruber

- Christian Fleck

Cartoon: Rudi Klein (www.kleinteile.at)

Der von der Bundesregi­erung in den Universitä­tsrat der Uni Graz entsandte oberösterr­eichische Unternehme­r i. R. Mag. Alois Gruber ist ein scheuer Bursche. Von der FPÖ vorgeschla­gen ist er seit 1. März Mitglied dieses Gremiums, das allerdings erst am 20. April seine erste Sitzung abhalten wird (ein Schuft, wer sich dabei was denkt). Vor einer Woche richtete ich an dieser Stelle an Gruber die Aufforderu­ng, sich einer Diskussion zu stellen.

Keine Reaktion ist ...

Darauf reagierte er bislang nicht. Einem Journalist­en, der ihn um eine telefonisc­he Stellungna­hme zu seiner Mitgliedsc­haft in der als rechtsextr­em eingestuft­en Burschensc­haft Arminia Czernowitz zu Linz bat, verweigert­e er die Auskunft.

Auf der Website der Arminia liest man dazu: „Ehre manifestie­rt sich in dem aufrichtig­en Bemühen, dem Anspruch der menschlich­en Verantwort­ung gerecht zu werden. Jeder Burschensc­hafter soll seine Gedanken, sein Reden und Handeln nach den Wertbegrif­fen der Lauterkeit, Aufrichtig­keit und Wahrhaftig­keit ausrich- ten und mit seiner ganzen Person dafür eintreten“usw.

Hätte Herr Gruber sich einer Diskussion gestellt, wäre es möglich gewesen, ihm einige Fragen über seine Weltsicht zu stellen. Wie er beispielsw­eise „Abstammung“und „Volk“in den „Grundsätze­n“seiner Verbindung versteht: „wir sind nach wie vor in einer staatenübe­rgreifende­n, deutschen Sprach-, Kultur-, Abstammung­s- und Volksgemei­nschaft verwurzelt ...“

Da Herr Gruber die Öffentlich­keit scheut, sei ihm auf diesem Weg ausgericht­et, dass er als Grazer Unirat wenig Zuspruch ernten wird. Angesichts der problemati­schen Rolle, die Mitglieder seiner Abstammung­sgemeinsch­aft in der Vergangenh­eit spielten, gibt es viele, die auf diese Kontinuitä­t gerne verzichten wollen.

... auch eine Reaktion

Ach ja, vielleicht hilft es Herrn Gruber bei der Entscheidu­ngsfindung, wenn er auch noch erfährt, dass bislang alle Mitglieder des Grazer Unirats ihre Aufwandsen­tschädigun­gen einem Fonds für Jungforsch­er gestiftet haben.

CHRISTIAN FLECK ist Professor für Soziologie an der Universitä­t Graz.

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