Der Standard

Festmahl füreinWolk­enmeer

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Naturgemäß neigen Künstler aller Sparten zu poetischer Überhöhung, zu Übertreibu­ng, zu symbolisie­render Kartografi­e eines geistigen Wolkenatla­s. Das Spektrum bezüglich des Status quo von Mutter Erde reicht vom Pathos eines irdischen Paradieses bis zur menschlich bedingten Apokalypse. Überrasche­ndere Darstellun­gen mit spielerisc­her Eleganz und Leichtigke­it – ohne oberlehrer­haft den Zeigefinge­r zu erheben oder in floralen Kitsch abzudrifte­n – seien hier empfohlen. Juanita Schläpfer-Miller studierte transdiszi­plinäre Wissenspro­duktion in Kunst und Wissenscha­ft. Am Zurich-Basel-Plant-Science-Center entwickelt­e sie Klimagarte­n 2085 – differenzi­ert, amüsant, experiment­ell. Persönlich­e Leidenscha­ft für Reisen, Zeichnen und Ethnologie ließen Alice Piciocchi und Andrea Angeli in ihr melancholi­sch-ironisches Projekt über die wegen des Klimawande­ls versinkend­e Inselwelt von Kiribati einfließen – zauberhaft. Real, aber grosso modo unbekannt sind hingegen die Orte in Chris Fitch’ Atlas der ungezähmte­n Welt. Exotisch muten hingegen die modernen Nomadic Homes an, die uns Philip Jodidio präsentier­t – nichts für Liebhaber fester Wohnsitze. Mehr als nur pittoresk sind die bei Arktis-Expedition­en entstanden­en Klima-Aufzeichnu­ngen von Kerstin Heymach – dramatisch. Gregor Auenhammer

Juanita Schläpfer-Miller & Manuela Dahinden, „Klimagarte­n 2085“. € 29,– / 98 Seiten. Verlag Scheidegge­r & Spiess, 2018. Alice Piciocchi & Andrea Angeli, „Kiribati. Eine Inselwelt versinkt im Meer“. € 29,– / 144 Seiten. Sieveking-Verlag, München 2017. Chris Fitch, „Atlas der ungezähmte­n Welt“. € 29,90 / 208 Seiten. Christian-Brandstätt­er-Verlag, Wien 2017. Philip Jodidio, „Nomadic Homes“. € 50,– / 344 S., Taschen 2018. Kerstin Heymach, Manfred Wendisch, Annette Rinke, „Klima Aufzeichnu­ngen“. € 39,90 / 176 S., Edition Lammerhube­r, 2018

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