Der Standard

Ein deutlicher Fußabdruck

Wie feiert man fortgeschr­itten einen runden Geburtstag als Erfolgreic­her? Ein Buch schreiben oder ein größeres Sozialproj­ekt finanziere­n. Personalbe­rater Othmar Hill hat zu seinem Siebziger Variante eins gewählt. Lesenswert.

- Karin Bauer

Wien – Es gibt nicht mehr viele von dieser Art, von den „großen Alten“in der Personalbe­ratung, die ihre Hochblüte in den 80ern und 90ern hatte und sich dann – abnehmend bis nach der Jahrtausen­dwende mit zunehmende­r Individual­isierung und Digitalisi­erung – in ein großes, diverses Feld mit sehr vielen Mitspieler­n gewandelt hat.

Othmar Hill (Personal- und Management­beratung Hill) ist zweifellos ein Vertreter dieser Spezies. Er ist kürzlich 70 geworden und hat aus diesem Anlass ein Buch geschriebe­n. Das ist tatsächlic­h, ganz gegen den Buchtrend in diesem Bereich, nicht schnell gefüllt mit einer Menge Buzzwords, sondern voller Sorgfalt, Anliegen und authentisc­her Reflexion seiner Arbeitsges­chichte gemacht.

Diese trennt er nicht von seinem Leben und seinen Haltungen – das kann man mögen oder nicht. Hill erspart jedenfalls keinem die humanistis­che Psychologi­e, auf der für ihn (fast) alles fußt.

Mir hatte er vor gefühlt 25 Jahren bei einer Vorstellun­gsrunde gesagt, er sei „im Schicksalb­usiness“tätig. Dass ich damals nicht sofort verstanden hatte, was er meinte – wie denn auch? –, führt jetzt dazu, dass mir sein Buch so logisch und so Othmar Hill erscheint.

Nicht nur ein Ratgeber

Was er für alle, die ihn nicht kennen, gut schafft: Hilfestell­ung für Antworten auf die Frage „Wo ist mein Platz in der Welt?“zu geben. Nicht banal, nicht trivial, sondern immer verknüpft mit dem, worum es wirklich geht im Leben. Hill erklärt das als deduktive Methode, also quasi als Hubschraub­ersicht, die das große Ganze möglichst gut in die Optik nimmt, um daraus dann die jeweils individuel­len Fragen zu formuliere­n und zu beantworte­n.

So, wie er gestrickt ist, gestattet er sich natürlich keine Exkurse in den Weltschmer­z, sondern bleibt empathisch pragmatisc­h. Es gibt also Tipps für die Palette der Zugänge zu den „Schicksals­fragen“ebenso wie Episoden und Berichte aus seiner Arbeit, seine Lieblingsg­espräche, seine Lieblingsü­bungen. Er verrät einiges – aber angenehm unprätenti­ös.

Othmar Hill, „Mein Kompass für stürmische Zeiten in Beruf und Privatlebe­n“, Ueberreute­r 2018, 192 Seiten, Euro 19,95

 ?? Foto: APA ?? Birgit Schott (Verlagslei­terin Ueberreute­r) freut sich mit dem Siebziger Othmar Hill und den Schicksals­antworten in Buchform.
Foto: APA Birgit Schott (Verlagslei­terin Ueberreute­r) freut sich mit dem Siebziger Othmar Hill und den Schicksals­antworten in Buchform.
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