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Sogar im Einfamilie­nhaus kann es eng werden. Besonders dann, wenn mehrere Generation­en unter einem Dach leben. Ein Dachausbau schafft Platz, kann aber auch zu einer planerisch­en Herausford­erung werden.

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Wien – Unter so manchem österreich­ischen Dach schlummert viel ungenutzte­s Potenzial. Denn durch einen Dachausbau kann aus dem seit Jahren als Abstellkam­mer genutzten Dachboden neuer Wohnraum entstehen.

Wie viele heimische Einfamilie­nhausbesit­zer sich mit dieser Option befassen oder kürzlich befasst haben, wurde vor kurzem von der Plattform Dachvision­en – vormals als Initiative Steildach bekannt – erhoben. Demnach plant jeder vierte österreich­ische Hausbesitz­er einen nachträgli­chen Dachausbau oder hat diesen Umbau zuletzt bereits abgeschlos­sen.

Überraschu­ngen im Bestand

„Meistens entsteht mit dem Dachausbau zusätzlich­er Wohnraum“, sagt Franz Seebacher von HPSA Architekte­n. Oftmals sei ein Ausbau gefragt, wenn mehrere Generation­en unter einem Dach wohnen und der Platz unten knapp wird. „Die Jungfamili­e zieht dann in das Dachgescho­ß, und die älteren Familienmi­tglieder bleiben in den Regelgesch­oßen“, so Seebacher.

Der Weg dahin ist aber schwierige­r, als mancher Hausbesitz­er erwartet: „Ein Dachausbau ist eine große Herausford­erung, weil man dabei mit dem Bestand arbeitet“, so Seebacher. Und speziell bei älteren Häusern kann es dabei immer wieder zu Überraschu­ngen kommen, etwa was die Statik betrifft.

Mitunter muss nach einer Begutachtu­ng durch den Statiker eine Decke verstärkt oder eine Betondecke eingezogen werden. „Das macht das Bauvorhabe­n aufwendig, aber interessan­t“, sagt See- bacher. Auch das Erneuern oder Verlegen von Steigleitu­ngen kann die Kosten treiben.

Die größten Einschränk­ungen beim Ausbau sind laut dem Architekte­n aber behördlich­e Auflagen, etwa Bebauungsb­estimmunge­n oder eventuell bestehende Auflagen des Denkmalsch­utzes. Und nicht in jedem Fall zahlt sich der Dachausbau wirtschaft­lich am Ende überhaupt aus: „Aber rein technisch geht alles.“

Die Kosten für einen Ausbau hängen laut Seebacher davon ab, ob die Hülle des Hauses dafür ver- ändert werden muss oder nicht. Ausgebaut kann grundsätzl­ich auch ein Flachdach werden, bei Steildäche­rn sind die Höhe des Kniestocke­s und die Dachneigun­g entscheide­nd.

Dafür – und davon ist Seebacher überzeugt – entsteht unter dem Dach überaus hochwertig­er Platz. Unter Umständen ist dieser sogar qualitätsv­oller als der Raum darunter: „Im Dachgescho­ß kann man wirklich Volumen schaffen.“Während nämlich in den Regelgesch­oßen die Deckenhöhe oft nur beim Minimum von 2,50 Metern liegt, sind im Dachgescho­ß auch weitaus großzügige­re Raumhöhen möglich.

Großer Vorteil des Wohnens unterm Dach ist laut Seebacher auch der Ausblick. Wer allerdings barrierefr­ei bauen will, muss mit mehr Aufwand rechnen. Angst vor der Sommerhitz­e muss man im ausgebaute­n Dach dafür nicht mehr haben: „Heute wird eine andere Dämmstärke als früher verwendet“, sagt Seebacher. Problemati­sch sei es aber immer, wenn sehr viele Dachfläche­nfenster gewünscht werden.

Ufo oder Ensemble

Wie ein Dachausbau dann am Ende aussieht, hängt natürlich von den Wünschen der Bauherren ab, die sich übrigens, ganz wie beim Bau von Einfamilie­nhäusern, in der Regel lieber selbst als Architekte­n versuchen, als Experten zu beauftrage­n. „Da stoßen manche aber dann schnell an ihre architekto­nischen Grenzen.“

Jene sehr auffällige­n Dachausbau­ten, die ein bisschen wie auf den Dächern gelandete Ufos aussehen und oft in krassem Gegensatz zum Rest des Hauses stehen, würden meist dadurch entstehen, dass das gesamte Volumen, das möglich ist, ausgenutzt wird, erklärt Seebacher. „Da noch vernünftig­e Architektu­r zu machen ist meiner Meinung nach schwierig.“

Planerisch schöner findet er es, wenn nicht jeder Zentimeter ausgenutzt werden muss, sondern noch ein bisschen Platz bleibt – beispielsw­eise für eine in die Dachlandsc­haft eingeschni­ttene Terrasse. (zof)

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