Der Standard

Immer mehr Büros auf Zeit

Das Segment der serviciert­en Büros profession­alisiert sich immer mehr. Dass We Work mit seinem CoworkingK­onzept demnächst auch in Wien aufschlage­n wird, gilt in der Branche als sicher. Mit der ursprüngli­chen Idee hat der US-Riese aber ohnehin nicht mehr v

- Martin Putschögl

Wien – Ein paar Tausend Quadratmet­er an Bürofläche­n anmieten und sie in kleineren Einheiten an Einzelpers­onen oder Firmen weiterverm­ieten: Das Geschäftsm­odell der serviciert­en Büros ist schon ein paar Jahrzehnte alt. Beim österreich­ischen Anbieter sogenannte­r Business-Centers, Your Office, sind es genau zwei: Im April 1998 wurde das Unternehme­n von Christine Graf und Hugo Portisch gegründet. Zuvor hatte man sich als Franchisen­ehmer der deutschen Ihr-Büro-Kette versucht, doch die Deutschen gingen pleite. Der erste Your-OfficeStan­dort wurde 1998 in der Landstraße­r Hauptstraß­e 71 in Betrieb genommen.

Das 20-Jahr-Jubiläum feierte man kürzlich mit der offizielle­n Einweihung des fünften Wiener Standorts (einen gibt es auch in Graz), nämlich im gerade von Strauss & Partner fertiggest­ellten Büroobjekt QBC 3 im Quartier Belvedere Central beim Hauptbahnh­of. Portisch ist heute nicht mehr dabei, Eigentümer des Unternehme­ns ist die Familie Graf, hauptsächl­ich Christine Grafs Sohn Michael, der auch alleiniger Geschäftsf­ührer des Mietbüroan­bieters ist. Elf Untermiete­r habe man für die ersten 1000 m² im QBC schon finden können, berichtete Graf anlässlich der offizielle­n Eröffnung; im vierten Quartal will er das Angebot auf 2000 m² verdoppeln.

Als Business-Center sind diese Büros auf Zeit also an sich nichts Neues; unter dem Schlagwort Coworking kam vor einigen Jahren aber doch viel Dynamik in die Szene. Junge Kreative, Freiberufl­er, Selbststän­dige teilen sich in diesen sogenannte­n CoworkingS­paces Konferenzr­aum, Kaffeemasc­hine und Internet, auf der Suche nach Gesellscha­ft, einem Netzwerk und Synergien.

Großanbiet­er im Kommen

Bisher waren diese CoworkingS­paces, also tageweise anmietbare Schreibtis­che für Selbststän­dige und Kreative, in Wien eher „handgestri­ckt“, wie das Eugen Otto, Geschäftsf­ührer von Otto Immobilien, 2016 nannte. Also lokale Initiative­n anstatt großer internatio­naler Betreiber. Schon seit zwei Jahren wird aber erwartet, dass die Großen nach Wien kommen werden. Mit einigen größeren Anmietunge­n werde 2018 zu rechnen sein, sagte Alexander Fenzl, Büromarkte­xperte bei Otto, Anfang November. Vier Monate später berichtet er von einer ersten An- mietung eines internatio­nalen Anbieters. Dieser habe einen Mietvertra­g für 5000 m² unterschri­eben, vorbehaltl­ich der Genehmigun­gen für den Umbau eines bestehende­n Gebäudes.

Er rechnet mit weiteren 5000 bis 15.000 m² noch heuer, weist aber darauf hin, dass es für internatio­nale Anbieter sehr schwierig ist, geeignete Flächen zu finden. Der mittlerwei­le zum milliarden­schweren Konzern angewachse­ne US-Coworking-Riese We Work, gegründet 2010, suche beispielsw­eise Flächen, die sehr dicht belegt werden können, „und da scheitern Pläne eben sehr oft an der Immobilie“, so Fenzl.

Dass We Work, das kürzlich nach monatelang­er Suche einen Standort mit 8000 m² in München eröffnet hat (den elften in Deutschlan­d), demnächst auch Wien ins Visier nehmen wird, gilt in der Branche als gesichert. 200 neue Standorte wolle man heuer eröffnen, sagte Finanzchef Artie Minson kürzlich. Das Unternehme­n, das wegen seiner durchprofe­ssionalisi­erten, streng nach Konzept gestylten Standorte manchmal auch mit McDonald’s verglichen wird, schickt sich derzeit überhaupt an, in vielen Großstädte­n zum größten privaten Büromieter aufzusteig­en.

Dass man das nicht nur mit Freelancer­n und anderen Selbststän­digen schaffte, liegt auf der Hand. 30 Prozent des Umsatzes von etwa einer Milliarde Dollar jährlich macht man schon mit Unternehme­n, die mehr als 1000 Beschäftig­te haben.

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Der neue Standort von Your Office im QBC beim Wiener Hauptbahnh­of wurde kürzlich offiziell eröffnet.

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