Der Standard

Donald Trumps Handelskri­eger

US-Handelsmin­ister Wilbur Ross hat die Aufgabe, Donald Trumps Importbesc­hränkungen zu verteidige­n. Als ehemaliger Nutznießer von Stahlzölle­n fällt ihm das leicht.

- Frank Hermann aus Washington

Dieser Tage sieht man Wilbur Ross des Öfteren mit einer Bierdose in der Hand. Die hält er mit ernster Miene in eine Kamera, als wäre sie ein unverzicht­bares Beweisstüc­k. In einer solchen Dose, rechnet der amerikanis­che Handelsmin­ister vor, stecke Aluminium im Wert von drei Cent. Schlage man zehn Prozent Zoll auf Aluminiumi­mporte auf, werde ein Budweiser, im Laden für einen Dollar zu haben, um gerade mal 0,3 Cent teurer. „Wer in aller Welt zermartert sich deswegen den Kopf?“, mokierte sich Ross, als er sich neulich beim Börsensend­er CNBC zuschalten ließ.

Der 80 Jahre alte Milliardär hat die Aufgabe, Donald Trumps bislang schwersten Schlag gegen den Freihandel zu rechtferti­gen, das Erheben von Strafzölle­n auf Stahl und Aluminium. Mal spielt er die Konsequenz­en herunter, mal betont er, dass von erratische­r Politik keine Rede sein könne. Schließlic­h habe schon der Kandidat Trump versproche­n, die heimischen Hochöfen zu schützen.

Worin sich Ross und Trump weitgehend einig sind, ist eine von eng definierte­m Eigeninter­esse geprägte Sicht auf den Welthandel als eine Art Nullsummen­spiel, das Gewinner und Verlierer kennt, nicht aber Partner. Dass er die USA auf der Verlierers­eite sieht, hat der Minister beim Weltwirtsc­haftsforum in Davos deutlich gemacht. Als sich Amerika nach dem Zweiten Weltkrieg für Freihandel eingesetzt habe, sagte er, sollte dies notleidend­en Ländern auf die Beine helfen. „Was 1945 angemessen war, ist heute vollkommen unangemess­en. Man muss nicht mehr China, Japan oder Europa mit unserem Geld subvention­ieren.“

Die Stahlindus­trie wiederum ist das Metier, in dem der Investor aus New Jersey das Gros seines Vermögens scheffelte. Mitte der Siebziger war er als Experte für Insolvenze­n bei der Rothschild­Bank. 1997 gründete er einen Kapitalbet­eiligungsf­onds, 2002 erwarb er eine Reihe bankrotter Stahlfirme­n. Im selben Jahr verhängte der damalige Präsident George W. Bush Strafzölle gegen Stahlimpor­te, worauf die Preise stiegen, was Ross gelegen kam. Er baute Schulden ab, kürzte Löhne, während er dem Staat die Verantwort­ung für zuvor eingegange­ne Pensionsve­rpflichtun­gen aufbürdete. Als er das sanierte Imperium für 4,5 Mrd. Dollar an den Inder Lakshmi Mittal verkaufte, verbuchte er 260 Mio. Dollar Gewinn.

Brisante Verbindung­en

Zuletzt war Ross in die Schlagzeil­en geraten, als die Paradise Papers brisante Geschäftsv­erbindunge­n enthüllten. Konkret ging es um seine Beteiligun­g an einer Reederei, die Schiffe zum Flüssiggas­transport vermietet. Zum Kundenkrei­s zählten der russische Konzern Sibur, Wladimir Putins Schwiegers­ohn und weitere kremlnahe Geschäftsl­eute. Leute, die in Washington auf der Sanktionsl­iste standen.

Mit dem Mann im Oval Office ist der „König der Pleiten“bekannt, seit er eine Gruppe von Investoren vertrat, die Geld in das „Taj Mahal“, gesteckt hatten, Trumps in die Zahlungsun­fähigkeit geschlitte­rtes Kasino in Atlantic City. Der Deal, den Ross aushandelt­e, rettete den New Yorker Baulöwen vor dem Ruin, während dessen Gläubiger die Hälfte der Anteile übernahmen. Wohl auch deshalb hat Trump dem Veteranen später das Handelsres­sort übertragen. Wilbur Ross, schwärmte er, „ist einer der besten Verhandler, die ich je getroffen habe“.

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 ??  ?? Wilbur Ross lässt sich nicht so leicht blenden. Zumindest ist er sich mit Donald Trump einig, dass Amerikas Verbündete die USA viel zu lange über den Verhandlun­gstisch gezogen hätten.
Wilbur Ross lässt sich nicht so leicht blenden. Zumindest ist er sich mit Donald Trump einig, dass Amerikas Verbündete die USA viel zu lange über den Verhandlun­gstisch gezogen hätten.

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