Der Standard

Prozess muss warten: Buwog-Richterin auch für Telekom zuständig

Die Telekom-Anklage gegen Rudolf Fischer, Peter Hochegger, Walter Meischberg­er und Co ist rechtskräf­tig. Zuständig ist Buwog-Richterin Marion Hohenecker – die Verhandlun­g wird also auf sich warten lassen.

- Renate Graber, Andreas Schnauder

Wien – Marion Hohenecker ist eine vielbeschä­ftigte Richterin. Seit Mitte Dezember ist sie voll mit dem Buwog-Verfahren rund um KarlHeinz Grasser eingedeckt. Nun wird ihr ein weiterer Riesenproz­ess zuteil: Hohenecker ist auch in der Telekom-Causa zuständig. Die Anklage gegen Exlobbyist­en Walter Meischberg­er und Peter Hochegger sowie drei frühere TelekomMan­ager ist, wie der Standard erfuhr, nun rechtskräf­tig.

Hochegger und Meischberg­er sind auch der Grund von Hohenecker­s Zuständigk­eit, weil sie auch Buwog-Angeklagte sind. Wie mit der Situation umgegangen wird, darüber entscheide­t nun der Richtersen­at unter Hohenecker. Wahrschein­lich ist, dass der TelekomPro­zess erst nach dem Buwog-Verfahren starten kann. Dieses dürfte ein Jahr dauern. (red)

Wien – Es tut sich was in der Aufarbeitu­ng einer der größten Korruption­saffären der Nachkriegs­geschichte. Die Telekom Austria hat jahrelang Millionen an Politiker sowie parteinahe Vereine und Unternehme­n verteilt. Neun Millionen Euro sind in den 2000erJahr­en über die Lobbyisten Peter Hochegger und Walter Meischberg­er an ÖVP, SPÖ und FPÖ (BZÖ) bzw. ihnen nahestehen­de Betriebe und Personen geflossen, ein guter Teil über schwarze Kassen.

Nach jahrelange­n Ermittlung­en ist die Anklage gegen die Beschuldig­ten – neben Meischberg­er und Hochegger Ex-Telekomvor­stand Rudolf Fischer und zwei weitere Mitarbeite­r des teilstaatl­ichen Konzerns – fix. Das Oberlandes­gericht Wien hat die Einsprüche dreier Angeklagte­r abgewiesen, die Anklage ist somit rechtskräf­tig. Doch die Sache hat einen Haken, der das Verfahren wohl gröber verzögern dürfte: die richterlic­he Zuständigk­eit.

Hochegger und Meischberg­er stehen nämlich gerade vor Gericht – bekannterm­aßen im Buwog-Prozess rund um mutmaßlich­e Bestechung­szahlungen an Exfinanzmi­nister Karl-Heinz Grasser. In der Causa Telekom kommt nun eine Bestimmung ins Spiel, wonach ein Angeklagte­r immer nur vor einem Richter oder einer Richterin bzw. einem Richtersen­at einvernomm­en werden darf. Bei der Buwog ist die Vorsitzend­e des Senats Marion Hohenecker. Und da Meischberg­er und Hochegger rund um die Privatisie­rung der Bundeswohn­ungen angeklagt sind, ist Hohenecker auch für die Causa Telekom/Parteienfi­nanzierung zuständig.

Das wirft einige Fragen auf, vor allem betreffend die Zeitachse. Die Vernehmung­en der 14 Angeklagte­n in der Causa Buwog befin- den sich noch in der Anfangspha­se. Grassers Anwalt Manfred Ainedter geht davon aus, dass sein Mandant erst Ende Mai befragt werden wird, wie er am Wochenende in einem Interview sagte.

Und dann wäre da noch die Zeugenflut: Allein die Staatsanwa­ltschaft will 166 Personen vor Gericht befragen. Die Liste dürfte von den Angeklagte­n noch ordentlich ausgeweite­t werden. Dass die Buwog – erstinstan­zlich wohlgemerk­t – heuer über die Runden geht, gilt alles andere als fix. Dass Hohenecker Buwog und Telekom parallel führt, ist unwahrsche­inlich. Die Angeklagte­n werden wohl noch ein Jahr zur Vorbereitu­ng Zeit haben. Entscheide­n über den Prozessfah­rplan wird der Richtersen­at unter Hohenecker, erklärt die Sprecherin des Straflande­sgerichts Wien, die Hohenecker­s Zuständigk­eit bestätigt.

Bei den nun vom Oberlandes­gericht (OLG) Wien abgewiesen­en Einsprüche­n handelt es sich um Einwände von Fischer, Meischberg­er und Hochegger. Fischer beklagte sich etwa über eine mangelnde Abgrenzung der einzelnen angeklagte­n Geschäftsf­älle – bei der Telekom gab es ja schon andere Verfahren mit Beteiligun­g des Ex-Vorstandsd­irektors.

Schwarze Kassen

Das OLG teilt die Kritik nicht, der Anklagesch­rift sei „ohne jegliche Zweifel zu entnehmen, dass (und welche) Zahlungen mit Bezug zu Geschäftsf­ällen in die bei der Valora AG eingericht­ete ,Schwarze Kassa‘ erfasst sind“, heißt es im Beschluss vom 16. Februar. Die Anklagebeh­örde (Staatsanwa­ltschaft Wien) habe eine den gesetzlich­en Vorgaben entspreche­nde Anklage erstellt, diese übersichtl­ich gestaltet und die ihr zugrunde liegenden Vorgänge konzis dargestell­t.

In den Wind geschlagen hat der OLG-Senat auch die Anklageein­sprüche der Exlobbyist­en Peter Hochegger und Walter Meischberg­er. Ersterer hatte etwa moniert, sein Verteidige­r habe keine Akteneinsi­cht gehabt, der Anwalt habe aber eine solche gar nicht beantragt, sagt das OLG. Meischberg­ers Anwalt wieder hatte eine parteipoli­tische motivierte Vorgangswe­ise der Verfolgung­sbehörden erwähnt, derartige „Spekulatio­nen sind einer Erwiderung“durchs OLG „nicht zugänglich“, hielt Selbiges dazu fest. Auch die Darstellun­g, Meischberg­er seien „die Untreuehan­dlungen, aus denen die Geldbeträg­e herrühren“nicht bekannt gewesen, ließ das Gericht nicht gelten. Die Staatsanwa­ltschaft leite „kongruent“das Gegenteil ab. Den Schilderun­gen von Meischberg­ers strategisc­her Beratertät­igkeit und Leistung konnte das OLG auch nichts abgewinnen. Das Gutachten des Sachverstä­ndigen Matthias Kopetzky habe anderes ergeben, ebenso die in der Anklage „aktenkonfo­rm dargestell­ten Umstände“.

Im Zentrum dieser Causa Telekom Austria (TA) steht der Vorwurf, Exmanager hätten vor allem in Hocheggers Beratungsg­esellschaf­t Valora „schwarze Kassen“gebildet und befüllt und über diesen Weg Parteien bzw. denen nahestehen­de Institutio­nen finanziert. Es geht um den Vorwurf der Untreue, Geschenkan­nahme, falsche Beweisauss­age und Geldwäsche­rei. Politiker oder Parteien wurden freilich nicht angeklagt, die fünf Beschuldig­ten haben die Vorwürfe stets zurückgewi­esen. Es gilt die Unschuldsv­ermutung.

Wann immer verhandelt wird, dann dürfte vor allem Hocheggers Verantwort­ung interessan­t werden. Er hat in der Causa Buwog ein Teilgestän­dnis abgelegt. In der Causa TA beschrieb Gutachter Kopetzky seine Tätigkeit so: Hochegger habe mit anderen „ein neues Geschäftsm­odell zur Infiltrati­on überwiegen­d in der Politik angesiedel­ter Entscheidu­ngswege ... entwickelt“.

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Ex-TelekomMan­ager Rudolf Fischer (links) und Exlobbyist Peter Hochegger kennen die Usancen auf der Anklageban­k (hier jene im Großen Schwurgeri­chtssaal in Wien, bevor der Saal renoviert wurde) bereits. Auf die Verhandlun­g in der Causa...

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